
Maurice Neumont (1868–1930):
1914 – Le bon apôtre
(Der gute Apostel – Kaiser Wilhelm II. vor dem brennenden Reims mit der im Herbst 1914 von deutschen Truppen zerstörten Kathedrale)
Leonetto Cappiello (1875–1942):
Leur Bouclier
(Ihr Schutzschild – Zivilisten wurden von deutschen Truppen als lebende Schutzschilder gegen feindliche Anschläge missbraucht.)
Eduardo García Benito (1891–1981):
La Grande Guerre. 12 belles images dessinées pour les enfants de France (Nr. 6, 10 und 20)
Der Große Krieg. Zwölf Zeichnungen für die Kinder Frankreichs – Darstellungen der Schlachten an der Aisne, der Yser (Flanderschlacht) und von Charleroi
Pierre Chatillon (1885 - 1974):
L' envoyé de Dieu (Der Gesandte Gottes - Kaiser Wilhelm II.)
aus: L' Europa Anti-Prussienne, 1914
Sandy-Hook (Georges Taboureau, 1879 - 1960):
Nuit Impériale, 1914 (Die kaiserliche Nacht - Kaiser Wilhelm II.)
La "Kultur" Germanique en 1914
Die germanische Kultur, 1914
Louis Raemaekers (1860 - 1956):
Het toppunt der beschaving (Der Gipfel der Kultur)
Serie in vier Heften, 1914/1915
Werbeplakat der britischen Armee, 1914
Men of Britain! Will you stand this?
After photograph by F. Foxton, Scarborough, World War One
1915. Aufruf zur Abwehr deutscher Flieger

Die 1896 gegründete und in München herausgegebene Satirezeitschrift ,Simplicissimus‘ war bei Kriegsbeginn von ihrer kritischen Haltung zur Militarisierung und zur deutschen Diplomatie abgerückt. Die Satire richtete sich nunmehr ausschließlich gegen die Gegner der Mittelmächte. Auf künstlerisch weiterhin hohem Niveau prangerte sie deren Vergehen und Unfähigkeiten an und diente damit der Stärkung des Feindbildes. Ludwig Thoma, der Chefredakteur, hatte für diese Ausrichtung schon bei Kriegsbeginn plädiert, und der Graphiker Thomas Theodor Heine glaubte, es sei „jetzt erst wieder und erst recht eine große Zeit für sie alle gekommen, wenn sie sich auf den Boden der Tatsachen, nämlich des Krieges, stellen und die Kriegspolitik unterstützen.“ Andere Satirezeitschriften wie z.B. der ohnehin stärker national orientierte Berliner ,Kladderadatsch‘ taten es hierin dem ,Simplicissimus‘ gleich.
Über den Karikaturisten Karl Arnold, der seit 1907 Mitarbeiter des ,Simplicissimus‘ war, zog die Ästhetik des prominenten Satireblattes auch in die ,Liller Kriegszeitung‘ ein, dem Blatt der 6. Armee, das auch wegen seiner Authentizität zum populärsten Organ dieser Zeit wurde. Wie die Karikatur auf Englands Profitstreben belegt, folgte man dabei dem Vorbild – hier der Karikatur auf General Nikolai Nikolajewitsch – manchmal sogar so stark, dass fast von einem Plagiat gesprochen werden kann. Auch die deutsche Zeitschrift ,Der Brummer. Lustige Kriegs-Blätter‘ folgte konsequent, wenn auch oft recht platt der offiziellen Kriegspropaganda. In ihr war man sich auch für rassistische Hetze nicht zu schade.
Thomas Theodor Heine (18967 - 1948):
Durch!!
Ritter im Kampf gegen den russischen Bären, die französische Ratte und das englische Krokodil
aus:
Simplicissimus, 17. August 1914
Olaf Gulbransson (1873 - 1958):
Der Hüter des Völkerrechts
aus:
Simplicissimus, 17. August 1914
Olaf Gulbransson (1873 - 1958):
England und der Islam
aus:
Simplicissimus, 29. September 1914
Olaf Gulbransson (1873 - 1958):
Deutsche Wacht in Kiautschau
aus:
Simplicissimus, 6. Oktober 1914
Der "deutsche Roland" verteidigt sein Herrschaftsgebiet in Asien.
Thomas Theodor Heine (1867 - 1948):
An der Themse-Brücke in London
aus:
Simplicissimus, 3. November 1914
Thomas Theodor Heine (1867 - 1948):
Vision an der englischen Küste (Bismarck)
aus:
Simplicissimus, 30. März 1915
Olaf Gulbransson (1873 - 1958):
Amerika und der Vatikan
aus: Simplicissimus, 4. Mi 2015
Thomas Theodor Heine (1867 - 1948):
Macbeth Nikolajewitsch (Zar Nikolaus II.)
aus: Simplicissimus, 27. April 1915
Karl Arnold (1883 - 1953):
Englands böses Gewissen
aus: Kriegsflugblätter zur Liller Kriegszeitung Nr. 1, 2. August 1915
Arthur Johnson (1874 - 1954):
Der englische Tod
aus:
Kladderadatsch, 8. April 1917
Willibald Krain (1886 - 1945):
Am Siegfried-Wall
aus: Kladderadatsch, 13. Mai 1917
Siegfried mit Stahlhelm bekämpft Marianne und John Bull.
Arthur Johnson (1874 - 1954):
Das gefährliche Tier
aus:
Kladderadatsch, 17. Juni 1917
Gustav Brandt (1861 - 1919):
[Ohne Titel]
aus:
Kladderadatsch, 22. Juli 1917
Karikatur auf das 1917 in den Weltkrieg eingetretene China. Dort war der 1912 abgesetzte Kaiser Puyi im gleichen Jahr für nur zwölf Tage wieder an die Regierung gekommen.
Arthur Johnson (1874 - 1954):
Lloyd Georges Sommernachtstraum
aus: Kladderadatsch, 5. August 1917
Karikatur auf den englischen Premierminister
Willibald Krain (1886 - 1945):
Ekelhaft
aus:
Kladderadatsch, 26. August 1917
Gustav Brandt (1861 - 1919):
Alarmruf. Bedrohung des Inneren Friedens
aus:
Kladderadatsch, 2. Dezember 1917
Gustav Brandt (1861 - 1919):
Quatschquith.
aus:
Kladderadatsch, 20. August 1916
Karikatur auf den englischen Premierminister
Willibald Krain (1886 - 1945):
1917
aus:
Kladderadatsch, 31. Dezember 1916
Georg Mühlen-Schulte (1882 - 1981):
Zum Teufel
aus:
Der Brummer, 1914
Der Teufel holt Frankreich und England
Anonym:
Atlas wird wild
aus:
Der Brummer, 1915
Paul Wendling (1864 - 1934):
Madame la France
aus:
Der Brummer, 1916
Georg Mühlen-Schulte (1882 - 1981):
Wilson und die englischen Handelsdampfer
aus:
Der Brummer, 1916
Karikatur auf den US-Präsidenten
Georg Mühlen-Schulte (1882 - 1981):
Rumänien muss bluten
aus:
Der Brummer, 1916
Johann Bahr (*1859):
Briands Hoffnung
aus:
Der Brummer, 1916
Rassistische Karikatur auf Verbindungen zwischen Franzosen und französischen Nicht-Europäern.
Georg Koch (1857 - 1926):
Der schlimmste Feind Deutschlands
aus:
Der Brummer, 1917/1918
Rata Langa (eigentlich Gabriel Galantara, 1865 - 1937):
L' ultimo atto della tragedia
aus:
L' Asino, 1914
Der letzte Akt der Tragödie – Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph vom Teufel gepackt
Rata Langa (eigentlich Gabriele Galantara, 1865 - 1937):
L' incubo del pazzo
aus:
L' Asino, 1914
Der Alptraum des Verrückten - Karikatur auf Kaiser Wilhelm II.
Rata Langa (eigentlich Gabriele Galantara, 1865 - 1937):
Gli assassini cristianissimi - Die allerchristlichsten Mörder
aus:
L' Asino, 1914
Rata Langa (eigentlich Gabriele Galantara, 1865 - 1937):
L' agonia dell' Aquila bicipede
aus:
L' Asino, 1915
Die Agonie des zweiköpfigen Adlers - Karikatur auf Kaiser Franz Joseph von Österrich
Rata Langa (eigentlich Gabriele Galantara, 1865 - 1937):
Il natale tedesco - Deutsche Weihnachten
aus: L' Asino, 1914
Rata Langa (eigentlich Gabriele Galantara, 1865 - 1937):
La fine dei tre macellai
aus:
L' Asino, 1915
Das Ende der drei Schlachter - Karikatur auf Kaiser Wilhelm II., Kaiser Franz Joseph und Mehmed V.
Victor MacClure (1887 - 1963):
1914 - 1918 (Der deutsche Michel am Abgrund)
1914. Mittels Luftballon abgeworfene Flugblätter, die in Auflagen von ca. 50.000 Exemplaren in Deutschland verbreitet wurden.
Wilhelm Kaspar:
Momentaufnahme von Europa und Asien (1915)
Solche Landkarten, in denen Länder die Formen von allegorischen Personen oder Fabeltieren annehmen, gab es schon seit der Frühen Neuzeit. Im Ersten Weltkrieg erreichte diese Kunst als humoristische Propaganda oder politische Kommentierung einen Höhepunkt

Ludwig Thoma (1867 - 1921) und Olaf Gulbransson (1873 - 1958):
English song of the war
aus:
Kriegsblätter des Simplicissimus 8, 1914
Eine Satire, die inihrer menschenverachtenden Bösartigkeit heute erschaudern lässt.
Fritz Wolff (1876 - 1940):
Made in Germany
aus:
Bunte Kriegsbilderbogen, o.D.
Thomas Theodor Heine (1867 - 1948):
Der Engländer in der Hölle
aus:
Simplicissimus, 26. Januar 1915
Thomas Theodor Heine (1867 - 1948):
Der Engländer und seine Weltkugel
aus:
Simplicissimus, 13. Oktober 1914

Die Verarbeitung des Ersten Weltkrieges in Bilderbögen und deren propagandistische Ausrichtung waren vielfältig. Der Gegner konnte lächerlich gemacht oder dämonisiert werden. Kaiser Wilhelm II. erschien als Menschenfresser, als Schlächter oder als von Alpträumen geplagter Herrscher. Nationale Klischees gehörten zur Grundausstattung dieses Genres und dienten der Verunglimpfung des Feindes sowie der Wiedererkennung der Szenarien. Besondere Popularität erreichte in Bulgarien der von dem Karikaturisten Sava Stojanov Ivanov unter dem Pseudonym Zlăčkin herausgegebene ,Balkan Papagei‘ (Balkanski papagal). Er richtete sich an ein anspruchsloses, z.T. des Lesens unkundiges Publikum. Der Verfasser arbeitete mit Personifizierungen und Allegorien und kommentierte damit das Weltgeschehen.
Auf ähnliche Weise gingen die für Kinder gezeichneten Bilderbögen und Scherenschnitte vor. In ihrer heiter-drolligen Darstellungsweise auch brutalster Vorgänge wirken sie auf den heutigen Betrachter erschreckend. Einige der Künstler machten später als Kinderbuchillustratoren Karriere, so Walter Trier u.a. mit seinen Bildern zu Werken Erich Kästners.
Carl Hachez und Otto Glaser (1880 - 1958)
Kriegs ABC (1915)
Zlăčkin (Sava Stojanov Ivanov, 1882 - 1930):
Allegorische Karikaturen auf die Rolle Bulgariens im Ersten Weltkrieg
aus:
Balkanski papagal, 1915
Walter Trier (1890 - 1951):
Der Kosake Wladimir
aus:
Neue deutsche Bilderbogen, 1915
Walter Trier (1890 - 1951):
Ulan Knipke
aus:
Bunte Bilderbogen, o.D.
Ludwig Berwald (*1865)
Landsturm
aus:
Vater ist im Kriege, 1914
Arpad Schmidhammer (1857 - 1921):
Lieb' Vaterland magst ruhig sein. Ein Kriegsbilderbuch mit Knüttelversen, 1914
Charles Ray (1871 - 1918):
L' Ogre (Der Menschenfresser - Kaiser Wilhelm II.)
Otto Wiedemann (1869 - 1957), Lotte Nicklass (1880 - 1921):
Scherenschnitte der Kriegsbilderbogen-Woche, 1916
Bruno Bielefeldt (1879 - 1973):
Kriegsbilderbogen Nr. 1, um 1915
Hans Rewald (*1886):
Feinde ringsum - wir schlagen sie krumm
aus:
Kriegs-Bilderbogen Nr. 1, um 1915
Oskar Michaelis (1872 - 1946):
Winter 1914/1915
aus: Bunde Kriegsbilderbogen Nr. 45, 1915

Neben vaterländischer Propaganda und aggressiv-satirischen Angriffen auf den Feind existierte eine große Zahl sentimentaler oder verniedlichender Darstellungen des Krieges. Diese dienten entweder zur emotionalen Vereinnahmung für propagandistische Zwecke oder es lag ihnen eine weichzeichnende Sicht, eine verklärende Verharmlosung zugrunde. Mitleiderregende Bilder sind in dieser Zeit nur ausgesprochen selten als Protest zu interpretieren.
Darstellungen wie die von deutschen Fliegern ausgebombten englischen Kinder werden als anrührende und aufwiegelnde Motive bis heute gerne in vergleichbaren Situationen benutzt. Für heutige Betrachter befremdlich sind jedoch die verniedlichenden, trivialen Darstellungen aus dem Krieg selbst. Einige von ihnen scheinen den Krieg mit einer Urlaubsfahrt zu verwechseln, andere verklären die angebliche Freude der anderen Nationen über die deutsche Besetzung. Sie decken sich aber mit dem Gedicht des Wiener Bohemiens Otfried Krzyzanowski (1886–1918) „Ästhetik des Krieges“:
„Nur der erschaut die schönen Berge wirklich,
Der keine Zeit hat, sie zu bewundern.
Die Soldaten im Süden, nicht die Touristen sehen
Die Dolomiten am besten.“
Rudolf Eberle:
Karikatur auf französische Kriegsopfer
aus:
Vogesenwacht, 1917
Otto Obermeier (1883 - 1958):
Silvesternacht
aus: Drahtverhau, 1916
Hillmer:
Weltkriegskasperletheater
aus:
Drahtverhau, 1917
Hans Rudolf Schulze (1870 - 1951):
Gesang der Flieger
aus:
Bunte Kriegsbilderbogen Nr. 42, 1915
Ludwig Kainer (1885 - 1967):
Dalmatien, das Land der Sonne
aus:
Wieland, 1915
Ludwig Kainer (1885 - 1967):
Idylle im Feindesland
aus:
Wieland, 1915
Bruno Paul (1874 - 1968):
Der Befreier
aus:
Wieland, 1915
Fritz Erler (1868 - 1940):
Liebe Mutter
aus:
Jugend, 1914

Viele Künstler, insbesondere diejenigen, die zu alt waren, um an der Front zu stehen, betrachteten ihr Werk als ihren Beitrag zum Krieg. Der Berliner Impressionist Max Liebermann, Kopf der Berliner Sezession, zeigte sich bei Kriegsbeginn sehr patriotisch und publizierte in verschiedenen Organen Porträts und Reiterszenen, die der „nationalen Sache“ dienen sollten. Auch unterzeichnete er den Aufruf „An die Kulturwelt!“, in dem deutsche Kriegsverbrechen u.a. mit dem Satz „Ohne den deutschen Militarismus wäre die deutsche Kultur längst vom Erdboden vertilgt worden“ zurückgewiesen wurden. Liebermanns Bilder blieben in ihrer eleganten, an der klassischen Malerei orientierten Gestaltung unberührt von den Entwicklungen des Kriegsgeschehens. Die Reiterbildnisse wirken wie gekonnte Paraphrasen zu dem seit der Frühen Neuzeit bekannten Thema ,Reiterkampf‘. Der Kunstschriftsteller Julius Meier-Graefe schrieb darum auch: „Mancher gibt heute Kuh und Kohlstrunk auf und entdeckt auf einmal in dem Krieg neue Motive, ein anderer kommt auf den Einfall, seinem Polospieler einen Säbel in die Hand zu geben, und bildet sich ein, so schaffe man einen Sieger.“
Orientiert am klassischen Holzschnitt und bereichert durch moderne Jugendstilformen schufen zahlreiche andere Künstler Bilder vom Krieg, die ästhetisch und ideell in den Umkreis der volkstümlich orientierten Heimatschutzbewegung gehören. Vergleichbare Darstellungen wurden auch als Buchillustrationen oder in Schulbüchern verwendet. Der Marburger Otto Ubbelohde übertrug den von ihm gerne gewählten Märchenton auch auf den Krieg und ließ den germanischen Göttervater Wotan als Kriegsherrn über die idyllische mittelhessische Landschaft reiten.
Otto Ubbelohde (1867 - 1922):
Walvater in den Wolken
aus: Hessen-Kunst, 1914/15
Erich Büttner (1889 - 1936):
Der Heerwurm
aus: Neue deutsche Bilderbogen Nr. 22 (1915)
Rolf von Hoerschelmann (1885 - 1947):
Haltet aus im Sturmgebraus
aus: Neue deutsche Bilderbogen Nr. 13 (1915)
Franz von Stuck (1863 - 1928):
Feinde ringsum
aus:
Das Land Goethes 1914 - 1916. Ein vaterländisches Gedenkbuch, 1916
Max Liebermann (1847 - 1935):
Reiterkampf
Linke Seite:
Willy Jaeckel (1888 - 1944):
Kanonenschützen
aus:
Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Max Liebermann (1847 - 1935):
Gefallener Reiter
aus: Kunst und Künstler im Kriege (1914)
Max Liebermann (1847 - 1935):
Kunst und Künstler im Kriege (Titelblatt),
aus:
Kunst und Künstler im Kriege, Heft 2 (1914)
Max Liebermann (1847 - 1935):
Gefallene und Verwundete
aus:
Kunst und Künstler im Kriege, 1914

Der Berliner Verlag von Paul Cassirer gab ab August 1914 die Reihe ,Kriegszeit‘ heraus. Einmal in der Woche sollten Originallithographien von Künstlern auf Zeitungspapier zu einem Preis von 15 Pfennigen erscheinen. Neben den Vertretern der Berliner Sezession waren dort Künstler wie Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Max Slevogt oder Max Beckmann vertreten. Die Druckgraphiken zeichnen sich zumeist durch einen rein ästhetischen Zugang zum Thema Krieg aus. Sie dienten im Gegensatz zu beigegebenen Texten eher selten propagandistischen Zwecken oder gar der Verurteilung des Krieges. Einige der vertretenen Künstler waren selbst begeisterte Kriegsfreiwillige geworden. Max Beckmann sah im Lazarettdienst zunächst auch ein ästhetisches Erlebnis voll malerischer Schönheit. Bereits im März 1916 wurde die Serie allerdings wieder eingestellt, als sich Verleger und Mitarbeiter auf die Seite der Kriegsgegner geschlagen hatten. Nachfolgeorgan wurde das deutlich kritischere Blatt ,Der Bildermann‘. Und auch der Stil vieler Künstler wurde durch die Erlebnisse verändert.
Max Beckmann (1884 - 1950):
Martin Tube
Der verwundete Schwager des Künstlers. Aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1914
Ernst Barlach (1870 - 1938):
Der heilige Krieg
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1914
Ernst Barlach (1870 - 1938):
Der Drescher von Masuren
Franz Heckendorf (1888 - 1962):
Marinefliegerstation
Rechte Seite:
Max Unold (1885 - 1964):
Vor einem französischen Landhaus
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Joszef Bato (1888 - 1966):
Der verwundete Kamerad
Rechte Seite:
Ernst Barlach (1870 - 1966):
Sturmangriff
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Willy Jäckel (1888 - 1944):
Juden-Massaker
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Carl Olaf Petersen (1881 - 1939):
Das Expeditionsheer
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Max Unold (1885 - 1964):
Marsch durchs Gehölz
Rechte Seite:
Erich Büttner (1889 - 1936):
Südöstlicher Kriegsschauplatz
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Erich Büttner (1889 - 1936):
Im Argonner Wald
Rechte Seite:
Willy Jaeckel (1888 - 1944):
Karpaten
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Willy Jaeckel (1888 - 1944):
Fratzen des Todes
Russischer Schützengraben
Rechte Seite:
Max Slevogt (1868 - 1932):
Kitcheners Schlachtopfer (Graphik von 1899)
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1915
Paul Horst-Schulze (1876 - 1937):
Schlachtlied: Kein schöner Tod in der Welt...
Emil Preetorius (1883 - 1973):
Die Lügenpresse
aus: Ernst Borkowsky, Unser Heiliger Krieg, Weimar 1915
Walther Klemm (1883 - 1957):
Der Hass
aus: Ernst Borkowsky, Unser Heiliger Krieg, Weimar 1915
Walther Klemm (1883 - 1957):
Das Antlitz des Krieges
aus: Ernst Borkowsky, Unser Heiliger Krieg, Weimar 1915
Franz Masereel (1889 - 1972):
La Blessure
Die Wunde - aus: Politische Zeichnungen von Masereel, Berlin 1920
Franz Heckendorf (1888 - 1962):
Zerstörte Stadt
aus: Zeit-Echo. Ein Kriegs-Tagebuch der Künstler, 1915
Walther Klemm (1883 - 1957):
Der Feldzug in Belgien
aus: Ernst Borkowsky, Unser Heiliger Krieg, Weimar 1915

Für karitative Zwecke wurde auf deutschen Plakaten schon früh mit aufwändigen und eindrücklichen Bildern geworben. Mit graphischer Eleganz machte man Reklame für Volksspenden, die Kriegsfürsorge oder das Rote Kreuz. Auf deutschen Plakaten für Kriegsanleihen kamen Bilder jedoch erst Anfang 1917 auf. Die Werke Fritz Erlers, der auch die Wandmalereien im Wiesbadener Kurhaus geschaffen hatte und einer der offiziellen Kriegsmaler war, wurden zu Ikonen des Weltkriegsplakats. Trotzdem bemängelte man den fehlenden Schwung bei diesen statisch und massiv angelegten Plakaten, die heute schon fast wie Vorboten der NS-Ästhetik wirken.
Gerade bei Fritz Erler sollte sich dieser Weg auch bewahrheiten. In eklatantem Gegensatz zu dieser Heroisierung durch eine realistische, aber strenge und statische Formensprache steht das Plakat zum richtigen Verhalten bei Fliegergefahr. An biedermeierliche Formen oder Wilhelm Busch erinnernd, sollte es nicht nur allgemeinverständlich sein, sondern durch verniedlichende Bilder die Harmlosigkeit der Geschehnisse vorgaukeln.
Die Kriegswirtschaft und Kriegsfinanzierung aller beteiligten Staaten waren nicht auf eine mehrjährige Dauer der Kampfhandlungen eingerichtet. Je länger sie währten, umso dringender war man daher in Deutschland zu ihrer Fortführung auf die Zeichnung von Kriegsanleihen und die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung angewiesen, deren Versorgung immer mehr zu leiden begann. Ihren Höhepunkt erreichte die schlechte Lebensmittelversorgung im "Steckrübenwinter" 1916/1917. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler rechnet mit über 700.000 Hungertoten während des Krieges; die Kindersterblichkeit stieg um 50 Prozent. Dass "dieser Krieg [...] etwas schmerzlicheres als die meisten früheren [hatte]. Etwas Freudloses, wenn man so sagen darf" (Gerhart Hauptmann), galt auch für die "Heimatfront".
Umso wichtiger war es, mit Hilfe der Plakatkunst den Durchhaltewillen der Bevölkerung und damit die Leistungsbereitschaft zu erhöhen. Lucian Bernhard, in der Produktwerbung erfahren, wurde eigens von der Front zurückgeholt, um die Werbung für Kriegsanleihen zum Erfolg zu führen. Er nutzte dafür neben seinem gestalterisch-ästhetischen Können das gewünschte Pathos und die emotionale Ebene. Auf seinem Plakat weist die geisterhafte Gestalt eines Seemanns den Soldaten darauf hin, wie sehr die Kriegsanleihen die Sicherheit der Soldaten und damit auch Deutschlands garantieren können.
Anton Kling (1881 - 1963):
Sammelwoche für Säuglings- und Kleinkinderanstalten in Hamburg, 1918
Louis Oppenheim (1879 - 1936):
Plakat zur Sammlung von Altmetallen (1917)
Walter Georgi (1871 - 1924):
Helft den Hütern Eures Glückes (1918)
Fritz Erler (1868 - 1940):
Und ihr? Zeichnet Kriegsanleihe (1917)
Fritz Erler (1868 - 1940):
Helft uns siegen! Zeichnet die Kriegsanleihe (1917)

Soldatenzeitungen spielten im Ersten Weltkrieg eine große Rolle. Allein 22 Schützengrabenzeitungen kursierten, die erst ab 1916 von der Feldpressestelle kontrolliert wurden. Schriftstellerisch und künstlerisch begabte Soldaten beschäftigten sich damit, diese Zeitungen während der Gefechtspausen herzustellen. Nicht selten waren sie von hohem gestalterischen Niveau und mit zahlreichen Abbildungen geziert. Und bis zum Jahr 1916 waren viele von ihnen mit Ironie und Spott gespickt, um dem Grauen an der Front zumindest auf diesem Wege zu entkommen.
Besonders eindringlich ist die Totentanz-Serie von Otto Obermeier, in welcher der Tod u.a. auch mit Maschinengewehr bzw. auf einer Granate reitend daherkommt. Die modernen Technologien prägten das Bild vom Krieg.
Insbesondere das dämonische Aussehen Gasmaske tragender Menschen war das Schreckenssymbol für den Ersten Weltkrieg. Chlorgas wurde im April 1915 vor Langemarck zum ersten Mal durch deutsche Truppen großflächig eingesetzt. Obwohl die Entente dafür Deutschland des Verstoßes gegen die Regeln des Haager Landkriegsrechts beschuldigte, zogen deren Truppen sehr bald nach. Und so wurde das tödlich wirkende Kampfgas zu einer Metapher für die Gefahr der im Weltkrieg eingesetzten neuen Technologien. Erich Maria Remarque nannte Gas das „weiche breite Quallentier“ und berichtete von Gaskranken, „die in tagelangem Würgen die verbrannten Lungen stückweise auskotzen“. In den Darstellungen der Soldaten werden die Schrecken des Gaskrieges allerdings häufig in grotesken, ja sogar humoristischen Szenerien verarbeitet, welche die Ohnmacht vor dieser neuen Form der Kriegsführung aber besonders authentisch wiedergeben.
Otto Obermeier(1883–1958):
Der Totentanz
5 Blätter, aus: Der Drahtverhau, 1917.
Ein beachtliches Zeugnis der Kriegswahrnehmung – trotz Vorgaben der Zensur.
Rudolf Eberle:
Gaskrieg
aus: Vogesenwacht, 1916
Eugen Osswald (1879 - 1960):
Zwei Soldaten mit Gasmasken, aus: Drahtverhau, 1917
Emil Orlik (1870 - 1932):
Wilde Jagd, aus: Wieland, 1915
Bruno Paul (1874 - 1968):
Gefangenenlager, aus: Wieland, 1915
Joseph Wackerle (1880 - 1959):
Am Grab eines Gefallenen, aus: Wieland, 1915
Eugen Osswald (1879 - 1960):
Spinne im Netz
aus: Drahtverhau, 1916
Fritz August von Kaulbach (1850 - 1920):
Friede
aus:
Das Land Goethes 1914 - 1916. Ein vaterländisches Gedenkbuch, 1916

Emil Doepler (1855 - 1922):
Gedenkblatt für die Angehörigen unserer gefallenen Helden, 1916
Käthe Kollwitz (1867 - 1945):
Das Bangen
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1914
Erich Thum (eigentlich Elfriede Lauckner-Thum, 1886 - 1952):
Trauernde Frau
aus: Kriegszeit. Künstlerflugblätter, 1916

Im Jahr 1919 wurde der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet. Vorausgegangen waren im November 1918 die Abdankungen des deutschen und des österreichischen Kaisers, gefolgt von den deutschen Bundesfürsten. Bereits 1917 hatte zunächst die Februarrevolution und dann die kommunistische Oktoberrevolution in Russland zur Umwälzung des dortigen Regierungssystems geführt. Bemerkenswert ist, dass die Gefahr des Marxismus für das etablierte System schon 1915 in der italienischen sozialistisch orientierten Satirezeitschrift ,L’Asino‘ gesehen bzw. erhofft wurde.
Die deutschen Karikaturen zur Russischen Revolution verkannten hingegen die Tragweite des Geschehens und glaubten darin ein Wachsen der deutschen Siegeschancen zu erkennen.
Gustav Brandt (1861–1919):
Die rote Garde auf der Höhe
aus: Kladderadatsch, 1918
Paul Wendling (1864–1933):
Die Revolution in Russland
aus: Der Brummer, 1917
(Hermann) Max Pechstein (1881 - 1955):
Schützt den Sozialismus
Rechte Seite:
Apokalyptische Reiter
aus: An die Laterne, 1919
Rata Langa (eigentlich Gabriele Galantara, 1865 - 1937):
L' incubo (Der Alptraum - Karl Marx erscheint Kaiser Wilhelm II. über brennenden Häusern)
aus: L' Asino, 1915
Kaiser Wilhelm II: "Töten Sie mir auch diesen! [Karl Marx]" - "Das ist unmöglich, Majestät! Hinter ihm steht die ganze Menschheit!"
Rudolf Eberle:
Am Ende des dritten Kriegsjahres geht der Russe ein wenig nach Osten zurück
aus: Vogesenwacht, 1917