
04.10.1886 - 04.09.1944
Erich Fellgiebel beginnt seine militärische Laufbahn im September 1905 als Offiziersanwärter in einem Nachrichtenbataillon. Nach dem Ersten Weltkrieg kommt er als Generalstabsoffizier nach Berlin und wird im August 1938 zum Chef des Heeresnachrichtenwesens und zum Chef der Wehrmachtnachrichtenverbindungen im Oberkommando der Wehrmacht ernannt. Durch seinen früheren Vorgesetzten Generaloberst Ludwig Beck und dessen Nachfolger Generaloberst Franz Halder findet Fellgiebel Kontakt zu den militärischen Widerstandskreisen. Er beteiligt sich maßgeblich an der Vorbereitung der "Operation Walküre" und bemüht sich am 20.Juli 1944 im "Führerhauptquartier" um eine Abschirmung dieses Zentrums der Macht von allen Nachrichtenverbindungen. Als nach dem Scheitern des Attentats Hitlers Überleben feststeht, muss Fellgiebel die befohlene Nachrichtensperre jedoch aufheben. Er wird noch am selben Tag in Ostpreußen verhaftet, am 10. August 1944 vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 4. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Erich Fellgiebel
(04.10.1886 - 04.09.1944)
Erich Fellgiebel beginnt seine militärische Laufbahn im September 1905 als Offiziersanwärter in einem Nachrichtenbataillon. Nach dem Ersten Weltkrieg kommt er als Generalstabsoffizier nach Berlin und wird im August 1938 zum Chef des Heeresnachrichtenwesens und zum Chef der Wehrmachtnachrichtenverbindungen im Oberkommando der Wehrmacht ernannt. Durch seinen früheren Vorgesetzten Generaloberst Ludwig Beck und dessen Nachfolger Generaloberst Franz Halder findet Fellgiebel Kontakt zu den militärischen Widerstandskreisen. Er beteiligt sich maßgeblich an der Vorbereitung der "Operation Walküre" und bemüht sich am 20.Juli 1944 im "Führerhauptquartier" um eine Abschirmung dieses Zentrums der Macht von allen Nachrichtenverbindungen. Als nach dem Scheitern des Attentats Hitlers Überleben feststeht, muss Fellgiebel die befohlene Nachrichtensperre jedoch aufheben. Er wird noch am selben Tag in Ostpreußen verhaftet, am 10. August 1944 vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 4. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Literatur
Karl Heinz Wildhagen (Hrsg.): Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen. Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichtentruppe. Wenningsen 1970
RN
Lebenslauf von Erich Fellgiebel:
04.10.1886 geboren zu Poepelwitz b. Breslau
Herbst 1905 Fahnenjunker im Telegrafenbataillon 2, Frankfurt / Oder
27.01.1907 Leutnant (Pat. 19.07.1905)
1912 - 1913 kommandiert zur Militärtechnischen Akademie, Berlin-Charlottenburg
01.10.1913 Lehrer an der Kriegstelegrafenschule (Funkerschule) Spandau
August 1914 Kavallerie-Funkerzugführer
1916 Hauptmann, Armee-Funker-Kommandeur im AOK Mackensen (Chef des Stabes: Oberst
i. G. v. Seeckt)
1917 Kriegs-Generalstab-Lehrgang Namur
1918 Hauptmann i G., zuletzt AOK 7
1919 Reichswehrministerium, Truppenamt, Heeres-Ausbildungs-Abteilung
01.10.1923 Kompaniechef in der 2. (preuß.) Nachrichten-Abteilung, Stettin
01.10.1926 I c/A.O. im Stabeder 4. Division Dresden
01.04.1928 Major i. G.
01.10.1928 Reichswehrministerium, Abwehr-Abteilung, Leiter der Chiffrierstelle
01.01.1931 Kommandeur der 2. (preuß.) Nachrichtenabteilung
01.10.1933 Chef des Stabes der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7), Oberstleutnant
01.10.1934 Inspekteur (m.W.b.)
01.02.1935 Oberst und Inspekteur der Nachrichtentruppen
01.03.1938 Generalmajor, zugleich Chef der Wehrmacht-Nachrichtenverbindungen
01.02.1940 Generalleutnant
01.08.1940 General der Nachrichtentruppe
20.07.1944 verhaftet
10.08.1944 Verurteilung zum Tode durch den Volksgerichtshof
04.09.1944 Hinrichtung in Berlin-Plötzensee
Tabelle zusammengestellt aus:
- Rolf Göhring (Hg.), General Erich Fellgiebel zum 4. Oktober 1971, in: Fernmelde-Impule, Heft 3 (Darmstadt 1971) S.71.
- Karl Heinz Wildhagen (Hg.), Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen, Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichten- Truppe (Hannover 1970) 214.
Bilder der Hochzeit von Erich und Cläre Fellgiebel
„Das Kriegsjahr 1941 hat die deutsche Nachrichtentruppe vor die gewaltigste Aufgabe gestellt, die je eine Nachrichtentruppe dieser Erde gehabt hat. Zu ihrem Einsatz in Polen, Dänemark, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich kam der Einsatz in Nordafrika, der neuartige Probleme an die Truppe heranbrachte: Funkverbindungen auf weiteste Entfernungen mit unerhörter Belastung, Draht- und Funkverbindungen durch die Wüste bei schnellem Vorgehen unter Witterungsbedingungen, die weder die Menschen noch die Geräte bisher gewohnt waren.
Der Feldzug in Serbien und Griechenland und die sich daran anschließende Eroberung der griechischen Inseln und von Kreta forderten auch von der Nachrichtentruppe wieder einen so gänzlich an deren Einsatz größten Ausmaßes in jeder Beziehung. Sprechverbindungen auf weiteste Entfernungen durch Ungarn, Rumänien und Bulgarien wurden in erstaunlich kurzer Zeit geschaffen. Durch Hochgebirge auf steinigen Wegen und durch tiefeingeschnittene Täler hinweg wurden der Truppe die höchsten Anforderungen an physischem und technischem Können abverlangt.
Kurz darauf forderte der Einsatz der Nachrichtentruppe im Feldzug gegen Rußland den stärksten Einsatz, der bisher von ihr verlangt worden war. Es galt die aus Rumänien, der Slowakei, Polen, Ostpreußen, Finnland und dem nördlichsten Norwegen nach Osten vorstoßenden Kolonnen während der ganzen gewaltigen Operation in Verbindung zu halten und ihr Vorgehen mit den Operationen der Luftwaffe und der Kriegsmarine in Einklang zu bringen.
Auch diese größte Aufgabe dieses Krieges ist von der deutschen Nachrichtentruppe so hervorragend gelöst worden, daß sie wohl mit Stolz von sich sagen kann:
Besser ist die Lösung einer derartig großen nachrichtentechnischen Aufgabe auf so großem Raum in so kurzer Zeit noch niemals gelungen.Heute stehen deutsche Nachrichtentruppen am Schwarzen Meer, vor Moskau, am Finnischen Meerbusen, am Weißen Meer, am Nordkap, in Norwegen, Dänemark, Holland, an der Küste des Atlantik, am Mittelmeer, in der Lybischen Wüste, auf Kreta und über den ganzen Balkan verteilt.
Trotzdem ist es jederzeit möglich, von jedem einzelnen Teil der deutschen Wehrmacht jeden Augenblick Meldung zu bekommen, ihm jeden Augenblick Befehle erteilen zu können und auf diese Weise ein Zusammenwirken aller Wehrmachtteile, aller Waffen zu erreichen, wie es besser nicht gedacht werden kann ..."
Zit. nach: Albert Praun, Erich Fellgiebel, der Meister operativer Nachrichtenverbindungen, in: Karl Heinz Wildhagen (Hg.), Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen, Hannover 1970, S. 35-36
Bilder von General Fellgiebel mit einer Heinkel He-111
Die Bilder zeigen General Erich Fellgiebel in der Nähe einer Heinkel He-111 P-1 (Bilder 1-3) und einer Heinkel He-111 P-2 (Bild 4), gebaut ab 1939, mit anderen Angehörigen der Wehrmacht
Bilder von General Fellgiebel mit einer Junkers Ju-52
Die Bilder zeigen General Erich Fellgiebel in der Nähe einer Ju-52 und Angehörigen der Wehrmacht.
General Erich Fellgiebel, head of the German Army Information Service during World War II, congratulates members of the von Braun rocket team from Peenemunde for their October 3, 1942 A4 flight. Pictured front center is General Erich Fellgiebel. Shaking hands are General Walter Dornberger (left) and General Janssen, commanding officer of Peenemuende with Rudolph Hermarn to their right. Picture left to right in the back row are Wernher von Braun, Captain Stoelzel, Luftwaffe, and Dr. Gerhard Reisig.
Schreiben von Dr. Wildhagen an Walther-Peer Fellgiebel betreffend General Fellgiebels angebliche Warnung vor Repressalien nach möglichem Putschversuch vom 23. März 1944, 31. August 1970
Wildhagen erinnert eine Rede General Fellgiebels auf der Hochzeit seines Sohnes , in der er vor möglichen Repressalien gewarnt habe.
Anhang 1: Antwort W.-P. Fellgiebels vom 2. September 1970: Walther- Peer Fellgiebel korrigiert die Interpretation Wildhagens und gibt den ungefähren Text der Rede Fellgiebels wieder.

Der Ausstellungsraum 2 beinhaltet Landkarten der "Wolfsschanze" und Umgebung, sowie Fernschreiben der Verschwörer am 20. Juli 1944.
Dokument 2.1 zeigt eine Umgebungskarte der "Wolfsschanze". Das nördlich gelegene Mauerwald, das als Hauptquartier des OKH von 1941 bis 1944 diente, liegt etwa 18km von der "Wolfsschanze" entfernt. Die "Wolfsschanze" selbst ist in Dokument 2.2 abgebildet, vermerkt sind Sperrkreise, Wachabschnitte und Minenfelder, sowie die Baracken und Aufenthaltsorte wichtiger Personen. Eine Skizze der Lagebesprechung des 20. Juli 1944, während der die Bombe explodierte, und der genaue Aufenthaltsort der Personen zum Zeitpunkt der Explosion befindet sich in Dokument 2.3. Dokument 2.4 beinhaltet ein Bild von Hitler mit Stauffenberg, Puttkammer, Bodenschatz und Keitel auf der "Wolfsschanze".
Dokument 2.5 ist eine Anweisung an die Heeresgruppen von General v. Witzleben, der hierdurch die vollziehende Gewalt übernimmt. Von Witzleben stellt es dar, als seien "gewissenlose Parteiführer" für das als erfolgreich deklarierte Attentat auf Hitler verantwortlich gewesen. Plan der Verschwörer war es nämlich, das Programm zur Unterdrückung von innenpolitischen Aufständen der Wehrmacht, "Operation Walküre", gegen den NS-Staat selbst einzusetzen. So sollen Schlüsselgebäude, Nachrichtenanlagen und Konzentrationslager besetzt und höhere SS- und Parteifunktionäre verhaftet werden (Dokument 2.6 und Dokument 2.7).
Eine Liste der für die einzelnen Wehrkreise politische Beauftragte und Verbindungsoffiziere zum OKH befindet sich in Dokument 2.8. Die wichtigsten Behörden von SS, Staat und Partei, die zu besetzen sind, werden in Dokument 2.9 aufgelistet. Dokument 2.10 beinhaltet die aktuelle Befehlslage in den jeweiligen Wehrkreisen. Dokument 2.11 ist ein Erlaß über die vorläufige Kriegsspitzengliederung, wobei die Positionen nicht namentlich ausgefüllt sind.
Generaloberst Fromm, Befehlshaber des Ersatzheeres, war für den Putschversuch von besonderer Bedeutung, denn nur er konnte "Walküre" auslösen. Als dieser allerdings vom Überleben Hitlers unterrichtet wurde, weigerte Fromm sich, weiter am Putschversuch teilzunehmen, verhaftete Stauffenberg und drei weitere Verschwörer mithilfe regimetreuer Truppen und ließ sie stanrechtlich erschießen. Dokument 2.12 ist ein Fernschreiben Generaloberst Fromms, in dem er die Niederschlagung des Putsches meldet.
In Dokument 2.13 sind die Uhrzeiten vermerkt, an denen die Fernschreiben der Verschwörer in der Nachrichtenvermittlung in Mauerwald eingegangen sind, sowie deren Inhalt.
AD
Kriegsverlauf und Frontstellung im Zweiten Weltkrieg, 20. Juli 1944.
Die Karte zeigt Kriegsverlauf und Frontstellungen am 20. Juli 1944.
Karte der "Wolfsschanze" und Fluchtweg der Verschwörer.
Die Karte zeigt das "Führerhauptquartier Wolfsschanze" und den nahegelegenen Flugplatz bei Gut Wilmersdorf. Eingezeichnet ist der Fluchtweh Stauffenbergs und von Haeftens.
Karte mit der Umgebung der "Wolfsschanze" aus "Der 20. Juli" von Heinrich Fraenkel und Roger Manvell, Verlag Ullstein, 1964
"Mauerwald" war eine gewaltige Bunkeranlage in Ostpreußen, die als Hauptquartier des OKH von 1941 bis 1944 diente und lag etwa 18km vom Führerhauptquartier "Wolfsschanze" entfernt. Mit der Draisine benötigte man ca. 20 Minuten für diese Fahrt. Die Anlage hatte ein Fassungsvermögen von insgesamt 1500 Offiziere und 40 Generäle.
Karte der Wolfsschanze aus "Der 20. Juli" von Heinrich Fraenkel und Roger Manvell, Verlag Ullstein, 1964
Legende:
Führerhauptquartier "Wolfsschanze"
1 Hitler; 2 Stenografen; 3 Bormann; 4 Lagebaracke; 5 Reichssicherheitsdienst; 6 Reichspressechef; 7 Küche und Teehaus; 8 Wehrmacht (Ordonnanzen, Fahrer); 9 Kino; 10 Garagen; 11 Keitel; 12 Heizbaracke; 13 Nachrichtenbunker; 14 Jodl; 15 Kartenhaus; 16 Göring; 17 Tankstelle; 18 Bahnhof Görlitz; 19 Kurhaus; 20 Nachrichtenzentrale; 21 Stabsbaracken; 22 Führerbegleitbefehlsstelle; 23 Saune; 24 Wehrmachtsführungsstab; 25 Gästebunker; 26 Gästebunker; 27 Wehrmachtsführungsstab; 28 Abteilung IV b (Arzt); 29 Schreibstube (Schirrmeister); 30 Post; 31 Bad; 32 Kompaniechef 1. Kompanie; 33 Kasino der Kompanieoffiziere; 34 Speer; 35 Gästeunterkunft; 36 Unterkunft des 3. Zuges der 1. Kompanie; 37 Kammer, Schneider usw.; 38 Unterkunft des 1. Zuges der 1. Kompanie; T1, T2 Tore 1 und 2 zum Sperrkreis 1
7/4019/20 Fraenkel/Manvell, 20 Juli
Skizze der Lagebesprechung in der Wolfsschanze aus "Der 20. Juli" von Heinrich Fraenkel und Roger Manvell, Verlag Ullstein, 1964
Die Skizze zeigt den Raum der Lagebesprechung, in dem die Bombe Stauffenbergs explodierte, sowie die Aufenthaltsorte der Personen zu diesem Zeitpunkt.
Fernschreiben 20. Juli 1944: Übertragung der vollziehenden Gewalt.
Verschlüsselte Nachricht an die Wehrkreise und Generalgouvernements. Übertragung der vollziehenden Gewalt gemäß "Operation Walküre" am Abend des 20. Juli 1944
u.a. zu Nachrichtenverbindungen, Konzentrationslagern, Verhaftungen SS usw.
Anlage 3 zu Dokument 2.6. An die Kommandostelle Böhmen und Mähren. Besetzung der Nachrichtenanlagen, Konzentrationslager. Regelungen zu Verhaftungen, Waffen- SS, Polizei, Marine und Luftwaffe.
20. Juli 1944 Übertragung der vollziehenden Gewalt: Anlage 4 Wehrkreise
Anlage 4 zu Dokument 2.6. Zuweisung der politischen Beuaftragten, bzw. Unterbeauftragten und der Verbindungsoffiziere zum OKH für die Wehrkreise I - XXI und Böhmen-Mähren.
20. Juli 1944 Anlage 5: Wichtigste Behörden von SS, Staat und Partei - Vordringlich zu besetzen
Anlage 5 zu Dokument 2.6. Liste aller zu besetzenden SS-Dienststellen, Behörden usw. in Berlin:
Reichsführer SS, Berlin, Prinz-Albrechtstr. 8-9 usw.
Kanzlei des Führers
Auswärtiges Amt usw.
Anlage 6 zu Dokument 2.6. Lage in den Wehrkreisen:
Provisorische Liste über die Befehlslage
Anlage 7 zu Dokument 2.6. Provisorische Bildung des Großen Generalstabes, Reichskriegsministeriums und Offiziersamtes. Blanko-Liste der zu besetzenden Positionen, unterzeichnet von Reichskanzler und dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht.
Niederschlagung des Aufstandes vom 20. Juli 1944
Fernschreiben von Generaloberst Fromm vom 21.7.1944, betr. Niederschlagung des Aufstandes im Bendlerblock und Hinrichtung der Hauptverschwörer in der Nacht von 20. auf 21. Juli 1944
Bericht des Generalleutnant Thiele zu den Vorgängen des 20.7.1944, 22. Juli 1944
Generalleutnant Thiele, Chef der Amtsgruppe Wehrmachtnachrichtenverbindungen im OKH, berichtet über die Durchgabe der Fernschreiben zwischen 1600 Uhr am 20.7.1944 und 0500 Uhr am 21.7.1944

Ausstellungsraum 3 zeigt die interne Berichterstattung der NS- Informationsbehörden zum 20. Juli.
Zur Klärung von Ablauf, Beteiligung und Hintergrund des Hitler- Attentats am 20. Juli wurde zunächts eine Sonderkommission des RSHA gegründet. Diese erläutert den Hergang des Attentats und gibt Auskunft über Opfer und Beteiligte (Dokument 3.2.).
Parallel lief die Berichterstattung des Chefs des SD, Kaltenbrunner, an Hitlers Sekretär Martin Bormann (Dokument 3.1). Kaltenbrunner lieferte regelmäßig Informationen über den Fortgang der Untersuchungen direkt an Bormann. Diese Berichterstattung verdeutlicht die Interpretation des 20. Juli aus Sicht der nationalsozialistischen Machthaber. Nach Berichten über die Reaktion der Bevölkerung auf das Hitler- Attentat, den "stimmungsmäßigen Auswirkungen des Anschlags auf den Führer" erstellte Kaltenbrunner Berichte zu Tathergang und Motivation der Beteiligten. Der Bericht vom 24. Juli 1944 (Dokument 3.3) ist dabei die Basis der Untersuchungen, die im Fortgang durch neue Erkenntnisse sukzessive erweitert und geändert wird.
Kaltenbrunners Berichterstattung liegen Befragungen der im Zuge einer "Sonderaktion" Festgenommen zu Grunde (Dokument 3.3). So sagte bspw, Generalmajor Oster über Fellgiebel aus, er sei schon deutlich vor 1944 an Umsturzplänen gegen das Hitler- Regime beteiligt gewesen (Dokument 3.5). Den Grund für Fellgiebels Beteiligung an Planung und Durchführung des Umsturzes sieht Kaltenbrunner in einer "falsch verstandenen Kameradschaft" (Dokument 3.6).
Verschiedene Dokumente (Dokument 3.7.1, Dokument 3.7.2 und Dokument 3.7.3) zeugen von der teilweise harschen Kritik Fellgiebels an der militärischen Führung und Hitler selbst, den Fellgiebel als "Phantast" bezeichnet (Dokument 3.7.3).
Ein Schlüsseldokument für die Beurteilung der Rolle Fellgiebels im Widerstand und für das Geschichtsbild ist Dokument 3.10, in dem Kaltenbrunner feststellt, dass Fellgiebel nach Erhalt der Nachricht, der "Führer" habe den Anschlag überlebt, resignierte und die geplanten umfangreichen nachrichtentechnischen Sperrmaßnahmen nicht durchgeführt habe. So entstand in gewisser Weise ein Mythos vom "Versagen" Fellgiebels, gegen den dessen Hinterbliebene noch Jahrzehnte ankämpften, um eine akzeptable Würdigung Erich Fellgiebels zu erreichen (siehe Ausstellungsraum 7 und Ausstellungsraum 8).
MP
Ernst Kaltenbrunner (1903- 1946) trat im Oktober 1930 in die österreichische NSDAP und im August 1931 in die österreichische Sektion der SS ein, deren Kommando er im Januar 1937 übernahm. Als SS- und Polizeiführer in Wien war er von 1939- 1943 verantwortlich für die Gestapo, SS, Polizei und den SD. Seit März 1938 war er Staatssekretär für öffentliche Sichereitin der Regierung Seyß- Inquart.
Nach der Ermordung Heydrichs wurde er im Januar 1943 Chef des SD und Leiter des Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Im Februar 1944 gliederte er die militärische Abwehr aus der Wehrmacht in seinen Verantwortungbereich ein.
In seinem Auftrag ergingen Schutzhaftbefehle zur Einlieferung in Konzentrationslager. Nach dem 20. Juli 1944 erstellte er im Auftrag Martin Bormanns die sogenannten Kaltenbrunner- Berichte für die Reichsleitung der NSDAP.
Gegen Ende des Krieges bemühte er sich um Verständigung mit den Westalliierten.
Im Zuge der Nürnberger- Prozesse leugnete er die an ihn gerichteten Vorwürfe und wurde am 1.10. zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 15.10. vollstreckt.
Martin Bormann (1900- 1945) trat 1925 dem "Frontbund" unter Ernst Röhm und 1927 der NSDAP bei. 1928 gehörte er dem Obersten Führungsstab der SA an und wurde im Juli 1933 Stabsleiter unter Rudolf Heß. Nach Heß' Flucht übernahm Bormann dessen Aufgabenbereich, nunmehr umbenannt in Parteikanzlei und kontrollierte den Partei- und Behördenapparat der NSDAP. Seit April 1943 war er "Sekretär des Führers".
Gegen Ende des Krieges ordnete Bormann zahlreiche Hinrichtungen an und organsierte den "Volkssturm" mit. Er harrte bis zuletzt im Führerhauptquartier aus und versuchte nach dem Selbstmord Hitlers zu dessen Nachfolger von Dönitz zu gelangen. Er wurde in Abwesenheit vom Militärgerichtshof in Nürnberg zum Tode verurteilt.
1973 wurde eine exhumierte Leiche als diejenige Bormanns identifiziert.
Nach dem Attentat vom 20. Juli erstellte Ernst Kaltenbrunner im Auftrag Hitlers und seines Sekretärs Bormann die sogenannten "Kaltenbrunner- Berichte", um lückenlos über die "Verschwörer" aufzuklären. Er stellte die Zusammenhänge der "Verschwörer- Clique" dar und beschrieb umfassend die deutsche Opposition, deren Motive und die Stimmungslage der deutschen Bevölkerung. Er prägte durch die Interpretationen in seinem Bericht das Bild vieler Beteiligter vor.
Bildnachweise:
Bild 1: http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.data.image.k/k064516a.jpg.
Bild 2: http://www.easypedia.gr/el/images/shared/f/f4/Ernst-Kaltenbrunner-72-916.jpg.
Bild 3: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7e/Bundesarchiv_Bild_151-17-03,_Volksgerichtshof,_Dr._Ernst_Kaltenbrunner.jpg.
Bild 4: http://media-2.web.britannica.com/eb-media/89/18989-004-C8061AB9.jpg.
Bild 5: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0f/Bundesarchiv_Bild_146-1968-100-21A,_Martin_Bormann.jpg.
Bild 6: GdW2
Schwer veletzt: Korten, Brandt, Berger
Tot: Bodenschatz, Schmundt, Scherff, Bergmann
Leichter verletzt: Buhle, Heusinger, v. Puttkammer, Assmann
Sonstige: Keitel, Stieff, von Haeften, Jodl, Sander, Kolbe, Hitler
Versagen der Sicherungsmaßnahmen gegen ein Attentat nicht feststellbar.
Kaltenbrunnerbericht mit Anlage 1 (Verhaftungsprotokoll) über die Verschwörung des 20. Juli 1944, 24. Juli 1944
Es wird über die Hintergründe, die Absicht und den Werdegang des Putschversuches vom 20. Juli 1944 berichtet.
Anhang 1 ist ein Verhaftungsprotokoll der vermeintlichen Verschwörer.
Auf diesem ersten Bericht Kaltenbrunners an Bormann ist die weitere Berichterstattung aufgebaut. Unterrichtet Kaltenbrunner Bormann hier generell über den 20. Juli 1944, sind die weiteren Auszüge ( nach der speziellen Rolle Fellgiebels zusammengestellt
Anlage 1 zu Kaltenbrunner- Bericht über die Verschwörung vom 20. Juli 1944: Verhaftungsprotokoll im Zuge der Sonderaktion des RSHA, 24. Juli 1944.
Im Zuge der Sonderaktion verhaftet:
Hoepner, Fellgiebel, Stieff, Jäger, Momm, Stein, Berthold Graf v. Stauffenberg, Schöne, v.d. Lancken, Bernardis, Klamroth, Sadrozinski, Graf Lynar, v. Leonrod, Hayessen, Petersen, Graf v. Schwerin, Graf v. Pfeil, Klausing, Cords, v. Ramin, v. Biel, Hagen, Wendelstein, Mrugalla, Graf v. Schulenburg, Graf v. York, v. Kleist.
Fellgiebel laut Generalmajor Oster als einer der maßgeblichsten Beteiligten an Umsturzplänen schon deutlich vor 1944, außerdem Beck, Witzleben, Wagner, Stülpnagel (K-B vom 2. Oktober, Jacobsen S. 430- 433, hier S. 431).
Laut v.d. Schulenburg war Fellgiebel für die Attentatsplanung wegen der Kontrolle der Nachrichtenverbindungen sehr wichtig und daher "allgemein unterrichtet". Nach eigener Aussage war Fellgiebel seit ca. einem Jahr an vorbereitenden Gesprächen zum Attentat beteiligt; Gespräche mit Goerdeler, Olbricht, Beck. Einige Wochen vor dem 20. Juli dann Gespräch mit Stauffenberg und Instruktion zur Sicherstellung des Nachrichtennetzes. Er habe von dem Anschlag seit längerer Zeit gewusst, ihn aber nicht verhindert, weil er "nicht zahlreiche Kameraden ins Verderben" stürzen wollte (K-B vom 30. Juli, Jacobsen S. 98-108, hier S. 98f.).
Heinrich Müller ("Gestapo Müller" 1900- ?) war Chef der Gestapo (Abteilung IV des RSHA). Ab 1919 operierte er als Polizeisekretär der Münchner Politischen Polizei. 1934 Eintritt in SS. Versetzung zu Gestapo, Geschäftsführer der "Reichszentrale für jüdische Auswanderung, Reichskriminaldirektor, Chef der Gestapo. Müller war zuständig für die Verhaftung und Ermordung politischer Gegner ("Sonderbehandlung") und führend an der Planung des Holocaust beteiligt. 1944 ermittelte er für das RSHA die Hintergründe des 20. Juli. Sein Verbleib nach 1945 ist ungeklärt, sein vermeintlicher Tod konnte nicht bestätigt werden. Gerüchte besagen, Müller sei vom KGB entführt und für diesen tätig geworden (Focus- Artikel).
Fellgiebel sei laut Bericht von Hassel "in einem verhältnismäßig großen Kreis als Defaitist bekannt" gewesen. In Gegenwart von Thiele und Hassel habe sich Fellgiebel "hemmungslos über den Führer, seine engsten Mitarbeiter, die militärische Lage und die Kriegsaussichten" geäußert, die militärischen Führer seien alle Phantasten, Hitler selbst sei auch ein Phantast (Bericht vom 11. September, Jacobsen S.376- 379, hier S.377ff.).
Versuch Fellgiebels, im Gespräch mit Hassel vom Plan abzurücken, weil der "Führer nur verletzt sei und "mit dem Duce im Teehaus" sitze (S. 377).
Umfassende Absichten zur Abschaltung der Nachrichtenverbindungen seien nicht realisiert worden, weil nach der Nachricht des Überlebens Hitlers "alles schiefgehe" und Fellgiebel fortan wieder befehlsgemäß gehandelt habe (S. 378)
Fellgiebel war nach den Aussagen Graf Lehndorfs "einer der stärksten Verfechter der Attentatsidee" (K-B vom 18. August, Jacobsen S. 258- 261, hier S.258).
Fellgiebel sei seit einem Gespräch mit Wagner, Lindemann und Stieff am 3. Juli in die Planungen des Hitler- Attentats eingebunden gewesen. Er sei mit der "Abschirmung der Nachrichtenmittel" zugunsten der Verschwörer betraut worden(K-B vom 28. Juli, Jacobsen S. 87-92, hier S.91).
Während der Detonation des von Stauffenberg im Führerhauptquartier deponierten Sprengsatzes befinden sich Fellgiebel und Stauffenberg in einer Besprechung.
Aus dem Bericht des RSHA (in anderer Fassung Dokument 3.2) (K.-B. vom 26. Juli 1944, Jacobsen S. 83- 86, hier S. 85f.).
Umfassende Absichten zur Abschaltung der Nachrichtenverbindungen seien nicht realisiert worden, weil nach der Nachricht des Überlebens Hitlers "alles schiefgehe" und Fellgiebel fortan wieder befehlsgemäß gehandelt habe (Bericht vom 11. September, Jacobsen S. 329- 332, hier S.329f.).
Nach dem 20. Juli hat es noch andere Verschwörungen gegeben ("Komplex Edelweiß"), zu denen Fellgiebel befragt werden soll (K.-B. vom 10. August 1944, Jacobsen S. 188- 193, hier S.189).
Komplex Edelweiß/Edelweißpiraten: Gruppen Jugendlicher mit Wurzeln in vom NS-Regime verbotener Bündischen Jugend. Unter Vorwurf Wehrkraftzersetzung und Defätismus von der Gestapo verfolgt.
Weil Fellgiebel unter dem Verdacht stand, als an der Verschwörung beteiligter General der Nachrichtentruppe strategische Informationen an das Ausland verraten zu haben und damit gegen ihn die Anklage des Landesverrat erhoben wurde, wurde er erst deutlich nach den anderen verurteilten Verschwörern hingerichtet.

Hintergrund für das Entstehen des Volksgerichtshofes war der Prozess zum Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933, in dem der Hauptangeklagte Marinus van der Lubbe die Todesstrafe erhielt, die anderen vier aber freigesprochen wurden. Das Reichsgericht in Leipzig, das damals höchste Gericht Deutschlands, erwies sich also im nationalsozialistischen Sinne als nicht zuverlässig. Daher wurde der Volksgerichtshof als Sondergericht zur Aburteilung politischer Straftaten mit dem "Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Strafrechts und des Strafverfahrens" vom 24. April 1934 geschaffen und tagte erstmals am 1. August 1934.
Die Senate, die Spruchkörper des Gerichts, beinhalteten zwei Berufsrichter und drei "Volksrichter", juristische Laien bspw. aus der Partei. Die Richter wurden allesamt, auf Vorschlag des Reichsjustizministers, von Hitler ernannt. Präsidenten des Volksgerichtshofes waren Fritz Rehn(1934), Otto Georg Thierack(1936-42), Roland Freisler (1942-45) und Harry Haffner(1945).
Der Volksgerichtshof war auf kurze Prozesse ausgelegt und arbeitete unter dem Motto "Recht ist, was dem Volk nützt". Angeklagte konnten ihren Verteidiger nicht frei wählen und keine Rechtsmittel gegen Urteilsprüche einsetzen, lediglich ein Gnadengesuch bei Adolf Hitler war möglich.
Der Senat unter Vorsitz Roland Freislers fällte rund 2600 Todesurteile von den ingesamt etwa 5200 Todesurteilen des Volksgerichtshofes. Freisler führte den Vorsitz u.a. bei Prozessen gegen die Rote Kapelle, Weiße Rose, den Kreisauer Kreis und den Verschwörern des 20. Juli 1944. Bei dem Prozess gegen letztere, nach Verkündung der Todesurteile, rief Erich Fellgiebel am 10. August 1944 dem Präsidenten des Volksgerichtshofes, Freisler, zu: "Beeilen Sie sich mit dem Aufhängen, Herr Präsident, sonst hängen Sie früher als wir"
In diesem Ausstellungsraum befinden sich u.a. Bilder der Verschwörer des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof (Dokument 4.2), das Urteil der Volksgerichtshofes im Prozess gegen die Verschwörer (Dokument 4.4), Reaktionen seitens der nationalsozialistischen Presse (Dokument 4.3.0) und Propaganda (Dokument 4.3.1) und Kurt Hassels Bericht über die Gestapohaft von Erich Fellgiebel (Dokument 4.5)
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Roland Freisler (1893-1945) wurde als Sohn eines Diplomingeneurs in Celle geboren. 1912 begann er sein Jurastudium in Jena, meldete sich freiwillig im Zuge des ersten Weltkriegs. 1915 geriet Leutnant Freisler in russische Kriegsgefangenschaft, in der er die russische Sprache erlernte und sich mit dem Marxismus auseinandersetzte. 1917 schloss sich Freisler den Bolschewiken an und stieg zum Lagerkommandant auf, über seine weiteren Aktivitäten ist nicht viel bekannt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1920 wandte er sich vom Bolschewismus ab und trat schließlich 1925 in die NSDAP ein.
Der promovierte Jurist Freisler war u.a. Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus für die NSDAP, nach der Machtergreifung Preußischer Staatsrat und Ministerialdirektor, später Staatssekretär im Reichsjustizministerium. 1938 hob er in einem, in der deutschen Rechtsgeschichte bis dahin einmaligen Fall, das Rückwirkungsverbot im Strafrecht auf. 1942 wurde Freisler zum Präsidenten des Volksgerichtshofs. Unter dem "Blutrichter" stieg die Anzahl der Todesurteile stark an, Freisler selbst verhängte etwa 2600 Todesurteile. In den Schauprozessen gegen die Verschwörer des 20. Juli 1944, die von Freisler niedergeschrien und aufs übelste beschimpft wurden, verschwand jeder Schein von Rechtsstaatlichkeit. Roland Freisler kam am 3. Februar 1945 bei einem alliierten Bombenangriff auf Berlin ums Leben.
Link zur Ausstellung "Roland Freisler und Hessen 1926-1941"
Quellen zu den Bildern:
Zeitungsmeldung "Das Heer stößt die Verräter aus", betreffend die Ausstoßung der Beteiligtem am 20. Juli 1944 aus der Wehrmacht und ihre Übergabe an den Volksgerichtshof, 05. August 1944
Die Zeitungsmeldung "Das Heer stößt die Verräter aus" informiert über die Ausstoßung der Mitglieder des Widerstandes gegen Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 aus der Wehrmacht, darunter General Erich Fellgiebel. Im Weiteren werden Sie dem Volksgerichtshof übergeben.
Hitler setzt dazu einen Ehrenhof zusammen, der über die Ausstoßungen aus dem Heer entscheiden soll:
"In diesen Ehrenhof hat der Führer berufen:
Generalfeldmarschall Keitel
Generalfeldmarschall von Rundstedt
Generaloberst Guderian
General der Infanterie Schroth
Generalleutnant Specht
Als Vertreter:
General der Infanterie Kriebel
Generalleutnant Kirchheim"
"Aus der Wehrmacht werden ausgestoßen:
a) die in Haft befindlichen
Generalfeldmarschall von Witzleben
General der Nachrichtentruppe Fellgiebel
Generalleutnant von Hase
Generalmajor Stieff
Generalmajor von Tresckow
Oberst i. G. Hansen
Oberstleutnant i. G. Bernardis
Major i. G. Hayessen
Hauptmann Klausing
Oberleutnant d. R. Graf von der Schulen-
Burg
Oberleutnant d. R. von Hagen
Leutnant d. R. Graf York von Wartenburg
b) die am 20. Juli standrechtlich Erschossenen
General der Infanterie Olbricht
Oberst i. G. Graf von Stauffenberg
Oberst i. G. Mertz von Quirnheim
Oberleutnant d. R. von Haefte
c) die Verräter, die sich durch Selbstmord selbst schuldig bekannt haben:
Generaloberst a. D. Beck
General der Artillerie Wagner
Oberst i. G. von Freytag-Loringhofen
Oberstleutnant Schrader
d) die Fahnenflüchtigen
General der Artillerie Lindemann
Major i. G. Kuhn (zu den Bolschewisten
übergelaufen)
e) ein Antrag auf Ausstoßung des ehema-
ligen Generalobersten Höppner - als im Jahre 1942 bereits aus
der Wehrmacht ausgestoßen - dem Heer nicht mehr angehört"
Dokument mit Urteil und Vollstreckungsdatum der Angeklagten Fellgiebel, v.d. Schulenburg, Kranzfelder und v. Stauffenberg, 1944
Auszug aus dem "Mordregister", 10.8.1944: Die Angeklagten General Erich Fellgiebel, Oberleutnant d.R. Graf Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Korvettenkapitän Alfred Kranzfelder und Marineoberstabsrichter Berthold Schenk Graf von Stauffenberg werden wegen "Ehrverlusts" zum Tode verurteilt. Fellgiebel wurde am 4.9.1944 hingerichtet, die anderen Verurteilten bereits am 10.8.1944.
Das sogenannte "Mordregister" verzeichnete die vom VGH zum Tode Verurteilten. Da die Todesstrafe ursprünglich nur gegen Mörder vehämgt wurde, erhielt das Verzeichnis den Namen "Mordregister".
Bericht von Generalmajor a.d. Kurt Hassel (1970)
Ähnlich wie in den Kaltenbrunner-Berichten über den in seinen Aussagen sehr zurückhaltenden Trott zu Solz angemerkt, wurde auch Fellgiebels Urteilsvollstreckung hinausgeschoben, weil man vermutete, noch einer landesverräterischen Tätigkeit auf die Spur zu kommen, für die es aber tatsächlich keinen Anhalt gab.
Ich sah damals Fellgiebel im Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße. Wie alle zum Tode Verurteilten war er an Händen und Füßen gefesselt. Die Handfesseln wurden nur zum Waschen abgenommen. Auch das Essen mußte mit den Schellen an den Händen eingenommen werden. Ich erfuhr, daß man Fellgiebel bei den Verhören so geschlagen und gefoltert habe, daß er für einige Zeit unfähig war, zu stehen oder zu gehen. In der Not dieser Torturen hat er wohl auf die Frage, wer denn seine Mitverschworenen gewesen seien, da er doch unmöglich alles allein gemacht haben könne, ganz unbestimmt erklärt, es sei möglich, daß Thiele, Hassel und Hahn etwas davon wüßten.
Am 11. August war ich mit Thiele in dessen Büro verabredet. Die Sekretärin ließ mich ein, ohne mir eine Andeutung über das Schicksal ihres Chefs zu machen. Bei Betreten von Thieles Zimmer kamen mir zwei Gestapo-Beamte in Zivil entgegen und fragten mich, ob ich Oberst Hassel sei. Als ich das bejahte, sagte mir einer der beiden, daß er den Auftrag habe, mich zu verhaften. In der Prinz-Albrecht-Straße angekommen, sah ich auf dem Tisch des Einlieferungsbüros Thieles Aktentasche mit der bekannten grünen Telefon-Kladde liegen. Dies gab mir die Gewißheit, daß Thiele auch bereits in Haft war, und er sich mit seinen mit großer Gewissenhaftigkeit — auch über die konspirative Tätigkeit — gemachten Notizen ohne Zweifel selbst schwer belastete.
Ich blieb in der Gestapo-Haft bis zum 25. April 1945. Zu diesem Zeitpunkt verließ die SS-Bewachung aus reinem Selbsterhaltungstrieb das Gefängnis und überließ die Gefangenen alten Gefängnisbeamten. Mit 33 gefangenen Offizieren und Mitverschworenen gelang es uns, an diesem Tage kurz vor der Besetzung Berlins, das Gefängnis zu verlassen (dabei auch Noske und Hermes) und in meiner halbzerstörten Wohnung eine vorläufige Bleibe zu finden. Am 9. Mai wurde ich erneut von den Russen gefangengenommen und habe 31/2 Jahre in 18 Lagern Rußlands verbracht.
zitiert nach: Kurt Hassel, Kaltenbrunner: „Falsch oder richtig“?, in: Karl Heinz Wildhagen (Hg.), Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen, Hannover 1970, S. 266
Schreiben von Dr. Arno Weimann an Cläre Fellgiebel betreffend Verteidigung Erich Fellgiebels beim Volksgerichtshof 1944, 17. November 1947.
Dr. Weimann beschreibt u.a. die Fassung und Ruhe, mit der sich General Erich Fellgiebel dem unvermeidlichen Urteil stellte.
Eidesstattliche Erklärung von Oberstleutnant Kurt Fett zur Bestätigung Gefangennahme General Erich Fellgiebels durch die Gestapo, 06. Juli 1950
Oberstleutnant Kurt Fett war Stellvertreter von General Stieff im Generalstab der Organisationsabteilung des Heeres und wurde nach dem versuchten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 zusammen mit General Erich Fellgiebel und General Stieff von der Gestapo verhaftet und in deren Hauptgebäude gefangen gehalten.
Er bestätigt, dass General Erich Fellgiebel "vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde". Darüberhinaus verweist er auf weitergehende Literatur zur Rolle General Fellgiebels, der einer der "maßgeblichen Beteiligten am 20. Juli" gewesen sei "und dafür sein Leben gelassen" habe.

Die Beteiligung General Erich Fellgiebels am letztlich geschieterten Attentat auf den "Führer" Adolf Hitler kostete nicht nur ihn selbst das Leben, sondern hatte auch dramatische Auswirkungen auf das Schicksal seiner Hinterbliebenen.
Nachdem die Beteiligung Fellgiebels am 20. Juli 1944 aufgedeckt und er von der Gestapo verhaftet worden war, wurde auch die Familie (Cläre und Gert) am 30. Juli verhaftet und zunächst bis zum 10. Oktober festgehalten (Dokument 5.6). Den 20. Geburtstag von Tochter Susanne konnte die Familie nicht gemeinsam feiern, nur eine knappe Grußkarte konnte General Fellgiebel vor seinem Tod aus der Haft zu ihr schleusen (Dokument 5.2).
Den von der Gestapo beschlagnahmten Besitz erhielt die Familie nicht zurück (Dokument 5.3), die militärische Karriere des Sohnes von Erich Fellgiebel, Walther- Peer, wurde stark behindert (Dokument 5.4). Auch sein Werdegang nach dem Krieg war zunächst von Schwierigkeiten gezeichnet, da er stark kriegsgeschädigt war und keine seiner Ausbildung entsprechende Anstellung fand (Dokument 5.5 [gesperrt]). Fellgiebels zweiter Sohn, Gert, litt nach Angaben der Mutter Cläre Fellgiebel in der Haft schwer, wurde wenig später zum Arbeitsdienst eingezogen und landete verletzt in Berlin, wo sich kein Arzt fand, der den Sohn des verurteilten Attentäters Erich Fellgiebel behandeln wollte (Dokument 5.3).
Er wurde ohne Auasbildung als Infanterist eingesetzt uns starb wenig später im Zuge einer Brückensprengung (Dokument 5.4).
Nach der Hinrichtung Erich Fellgiebels habe die Familie laut Cläre Fellgiebel wie "Bettler und Geächtete" ihr Schicksal bestreiten müssen (Dokument 5.3), da die Hinterbliebenen durch die nicht restituierte Beschlagnahmung der familiären Vermögenswerte mittellos waren.
Für Entschädigung des erlittenen Schadens kämpfte die Familie Fellgiebel in der jungen Bundesrepublik noch über ein Jahrzehnt (siehe Ausstellungsraum 6).
MP
Schreiben von General Erich Fellgiebel an seine Tochter Susanne aus der Haft vor seiner Hinrichtung
General Erich Fellgiebel schreibt zum Geburtstag (02. September 1944) von Susanne Fellgiebel einen Brief an seine Tochter. Seine Hinrichtung erfolgt zwei Tage nach ihrem Geburtstag.
[Auf welchem Wege der Kassiber Fellgiebels aus dem Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße herausgeschmuggelt und an die Angehörigen weitergeleitet werden konnte, ist bisher ungeklärt. Gegen die Annahme, der Tegeler Gefängnispfarrer Harald Poelchau habe die Nachricht übermittelt, spricht, dass Poelchau nach eigener Aussage "nur wenige der führenden Männer der Offiziersgruppe" persönlich kennengelernt habe, d.h. die am 8. August 1944 vom Volksgerichtshof verurteilten und am gleichen Tage hingerichteten Offiziere, namentlich Generalfeldmarschall v. Witzleben, Generalleutnant von Hase sowie Graf York von Wartenburg. Fellgiebel stand am 10. August 1944 vor dem Volksgerichtshof, Poelchau hatte hier und an den anderen Verhandlungstagen keinen Zugang zu den Hauptgefangenen aus der Prinz-Albrecht-Straße. Im Gefängnis Tegel hatte Poelchau Mitte September 1944 noch kurzzeitig Kontakt zu einer größereren Gruppe von Angeklagten des 20. Juli, die für 2 Wochen hierher verlegt worden waren. Siehe: Harald Poelchau, Die letzten Stunden. Erinnerungen eines Gefängnispfarrers, aufgezeichnet von Graf Alexander Tenbock-Fermor, Berlin 1949, S. 99ff. S. 105ff.; Werner Maser, Harald Poelchau, Pfarrer am Schafott der Nazis, Gütersloh 1982, S. 128-133, insbes. S. 130.]
Schreiben von Cläre Fellgiebel an Oberst a. D. Ferdinand Brinkmann betreffend Ereignisse nach dem 20. Juli 1944 und das Schicksal ihrer Kinder, 28. März 1947
Cläre Fellgiebel berichtet Brinkmann von der Gefangennahme ihrer Familie durch die Gestapo nach den Ereignissen des 20. Juli 1944, von der Krankheit und dem Tod ihres Sohnes, sowie von ihrer schwangeren Tochter. Sie führt aus, dass Prof. Dr. Helmut Arntz "beabsichtigt - ebenso wie noch mehrere Herren - eine Würdigung für die Arbeit" General Erich Fellgiebels zu veröffentlichen.
Zur Haftstrafe siehe auch Dokument 6.12.
Zur Beschlagnahmung des Vermögens siehe u.a. auch Dokument 7.8.
Wir haben sehr Schweres durchgemacht, erst im Gefängnis der Gestapo unter unmöglichen Bedingungen und auch nachher, als wir wie Bettler und Geächtete dastanden. Nur große Freundschaft und Hilfsbereitschaft haben uns über diese Zeit hinweggeholfen. Man hat uns ja alles weggenommen: nicht nur Vermögen, Schmuck, Möbel, sondern auch Kleider, Wäsche und eben alles. ich habe meine Wohnung nie wieder betreten dürfen. Und bis jetzt habe ich auch noch nicht einen Pfennig ersetzt bekommen und muß mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Ich bin seit 11/4 Jahr als Dolmetscherin beim Britischen Roten Kreuz hier angestellt, eine Arbeit, die mir sehr liegt — zumal ich Ja auch ein ganz klein bissel dazu beitragen kann, die deutsche Not zu lindern. Die hier eingesetzten Engländerinnen arbeiten ausschließlich für die Deutschen. Wir haben 6 Kreise zu betreuen und sind viel im Wagen unterwegs, so daß ich abends so müde bin, daß ich nicht mehr denken kann. Nur so kann ich das Leben noch ertragen.
Mein Junge, der mit mir in einem Gefängnis war und furchtbar gelitten hat, kam Weihnachten in den Arbeitsdienst, mußte von dort fliehen, als die Russen kamen, und landete Ende Februar ganz krank in Berlin. Dort fand sich kein Arzt, der den Mut aufbrachte, einen Jungen mit dem Namen Fellgiebel zu behandeln. Er mußte in miserablem Körperzustand nach Erfurt, wo er bei den Panzern angenommen war. Dort hat er sich ein paar Wochen rumgequält, lnnendienst gemacht, bis er Ende März Hals über Kopf zur Infanterie abgestellt und sofort eingesetzt wurde —ohne einen Tag lnf.-Ausblidung. Nach 5 Tagen war er tot. Alles Nähere darüber ist so unglaublich und so untragbar, daß ich nicht darüber schreiben kann. Er war ein Kind von 17 Jahren.
Meine jetzt 22jährlge Tochter hat noch im Februar 1945 geheiratet und lebt mit ihrem Manne in Marburg, wo er, früherer Offizier, jetzt 3 Semester Medizinstudlum hinter sich hat. Sie schlagen sich unendlich tapfer durch mit Heimarbeit etc. Bis vor kurzem hat meine Tochter täglich 8 Stunden in einer Spielzeugwerkstatt gearbeitet. ihr ging ja auch ihre gesamte Ausstattung, Schmuck und kleines Erbteil von einer Tante verloren. Jetzt erwartet sie ihr erstes Kindchen in diesen Tagen, und ich werde 3 Wochen Urlaub nehmen, um ihr zuerst den Haushalt abzunehmen. Ich stehe in Verbindung mit Fr. Kieffel, Fr. Thiele, Fr. Möller und Herrn Benzmann, der sehr nach ihrer Adresse fragte. Er wohnt: (24) Rohishagen über Bad Oldesloe, Holstein, auf einem Gut bei Verwandten und hat Verbindung mit Euler, v. Hoepfner, Magnussen.
Wo sind eigentlich Juppes, Frau Hassel?
Was sind ihre Zukunftspläne? Es ist für Leute aus unseren Kreisen sehr schwer. Herrn Aues Adresse weiß ich auch, er ist Tischler. Ihnen und Ihrer Frau wünsche ich alles Gute, ich werde mich immer freuen, von ihnen zu hören.
ihre Kläre Feilgiebel
Verzeihen Sie den getippten Brief. Ich schreibe in der Mittagspause im Büro.
Werdegang von Walther-Peer Fellgiebel
Werdegang von Walther- Peer Fellgiebel mit Selbstbericht und Bericht von Feldmarschall von Manstein, aus: Karl Heinz Wildhagen: Erich Fellgiebel. Meister operativer Nachrichtenverbindungen, Ein Beitrag zur Geschichte der Nachrichten- Truppe, Hannover 1970, S. 319f.
Ergänzend teilt das heutige Vorstandsmitglied der Deutschen Zündwaren-Monopolgeselischaft in Frankfurt — Walther-Peer Fellgiebel (Sohn aus 1. Ehe) — zu diesen Ereignissen mit Brief vom 29. August 1969 mit:
geschwister), sowie der Bruder meines Vaters, d. h. der heute noch lebende Landstallmeister a. D., der damalige Oberstleutnant Hans Fellgiebel — sowie meine Frau und ich in Sippenhaft genommen. Meine Stiefmutter wurde erst durch die Kriegsereignisse, d. h. am Ende des Krieges, daraus befreit. Meine Schwester durch Ihre Verehelichung im Februar oder März 1945, weil sie dadurch einen anderen Namen erhielt, aus dem Zuchthaus Görlitz entlassen. Mein Bruder mußte durch mehrere schwere Stationen gehen, bis er schließlich zu einem Bewährungsbataillon kam und auf allerhöchsten Befehl bei der Sprengung der Kitzinger Mainbrücke bewußt ,,vernichtet“ wurde. Mein Onkel hat noch nach Kriegsende in französischem Gewahrsam gesessen und ist wohl erst im November 1945 entlassen worden.“
Ein Militärschriftsteller schreibt dazu: Für den damaligen Hauptmann und Ritterkreuzträger Waither-Peer Fellgiebel kündigte sich das Unheil an, als etwas nach Mitternacht des 20. Juli General Thiele aus dem Führerhauptquartier den damaligen Kommandeur von Hauptmann Fell-giebel — General Raithel — und nicht etwa Fellgiebel selbst anrief, um ihn in Sachen seines Vaters zu sprechen. Wie wir wissen, hat Thiele - offenbar von Keitel als Nachfolger Fellgiebels designiert- noch In der Nacht zum 21. Juli 1944 von den Akten, der Wohnung und dem Diens-zimmer Fellgiebels im Mauerwald Besitz ergriffen.
Nach dem 20. Juli 1944 wurde Hauptmann Walther-Peer Fellgiebel als Sohn eines der Hauptbeteiligten am Umsturzversuch gegen Hitler mehrfach verhaftet. Bis Kriegsende erfolgte eine Zensur seiner gesamten Post. Jede Woche mußte sein Chef eine Sonderbeurteilung für ihn abgeben. Letztmallg wurde er — Inzwischen Major und la der Schule für Fahnenjunker der Artillerie, am 7. April 1945 In Berlin-Potsdam inhaftiert, bis zum 16. April 1945 gefangengehalten und anschließend durch den Chef des Heerespersonalamtes, General Burgdorf, wegen nationalsozialistischer Unzuverlässigkeit aus dem Heere ausgestoßen. Dies geschah alles einem untadeligen Soldaten, dem am 7. September 1943 als Oberleutnant das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen worden war, weil er einen russischen Durchbruch mit seiner leichten Heeres-Artillerleabteilung verhindert hatte, der fünfmal verwundet und zu 70 Prozent kriegsbeschädigt war.
In einem Fernschreiben zu dem tollkühnen Einsatz, der zur Verleihung des Ritterkreuzes führte, schrieb Feldmarschall v. Mansteln: ,,Die leichte Art.-Abtellung 935 hat am 3. August 1943 eInen tiefen Feindeinbruch dadurch aufgehalten, daß sie überlegenen Feindkräften gegenüber unverändert in Ihrer Stellung verblieb und — obwohl eingeschlossen — sich so lange hartnäckig verteidigte, bis sie durch Gegenangriff wieder befreit wurde. Ich spreche der Abteilung für ihr tapferes Vorhalten meine besondere Anerkennung aus.“
Trotz zahlreicher Intrigen, denen der Sohn Fellgiebels ausgesetzt war, gab es eine Vielzahl von Vorgesetzten, die ausschließlich die überragenden Leistungen und hervorragenden Charaktereigenschaften des jungen Offlzlers beurteilten und durchsetzten, daß Fellgiebel im Januar 1945 mit Wirkung vom 9. September 1944 und Vorpatent vom 1. Februar 1944 zum Major befördert wurde (Kurowski, S.57—63).
Wegen dieser steilen Karriere und der Ritterkreuzverleihung waren Fellgiebel nach dem Kriege alle Wege in einen neuen Beruf versperrt. So arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft, als Treuhänder und Betriebsführer und schließlich Geschäftsführer. Einen echten neuen Anfang setzte er erst mit seinem Eintritt als Direktionsassistent in die Deutsche Zündwaren-Monopolgesellschaft mit Sitz der Geschäftsleitung in Düsseldorf, dann In Frankfurt/Main. Alles, was zur Entlastung des Vorstandes beitrug, oblag ihm. Genau einen Monat vor seiner 13jährigen Zugehörigkeit zur DZMG — am 2. Juli 1983 — wurde er, auf Vorschlag der schwedischen Gruppe, in den zweiköpfigen Vorstand berufen. Damit hat er die höchste Sprosse der beruflichen Aufstiegsleiter dieser Branche erreicht.
Daß er darüber hinaus seine Kameraden aus der Kriegszeit nicht vergessen hat, beweist die Tatsache, daß er seit Oktober 1961 mit der Wahrung der Geschäfte des 2. Bundesvorsitzenden der ,,Ordensgemeinschaft der Rltterkreuzträger eV.“ beauftragt, am 30. September 1962 offiziell dazu gewählt wurde und noch heute dafür sehr aktiv arbeitet.
Eidesstattliche Erklärung von Anni von Groote betreffend Verhaftung der Familie Fellgiebel durch Gestapo, 8. Februar 1957.
Anni von Groote bestätigt die Verhaftung von Gert und Cläre Fellgiebel durch die Gesatpo am 30. Juli 1944 und die Rückehr am 10. Oktober.
Zur Haftstrafe siehe auch Dokument 6.12.

Der Ausstellungsraum 7 enthält Dokumente, die sich mit dem Vorwurf befassen, der Umsturzversuch vom 20. Juli sei insbesondere wegen des "Versagens" von General Erich Fellgiebel gescheitert - und dem couragierten Kampf seiner hinterbliebenen Frau Claire für eine Revision dieses negativ besetzten Geschichtsbildes.
Für das nationalsozialistische Regime waren die Männer des 20. Juli "Verräter", die aus dem Heer ausgestoßen wurden, um die Ehre der kämpfenden Truppe wiederherzustellen, darunter auch General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel (Dokument 4.3). In einem Propagandablatt wurde zudem vor weiterem Verrat gewarnt (Dokument 4.3.2).
Auch die Rezeption der Rolle Fellgiebels bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats vom 20. Juli 1944 war zunächst geprägt von den Erhebungen der nationalsozialistischen Ermittlungsbehörden: Das Urteil Ernst Kaltenbrunners, der die Ergebnisse der Untersuchung zum Attentat an Hitlers Sekretär Bormann übermittelte (Raum 3), Fellgiebel sei zu einer weitaus tiefgreifenderen Abschaltung der Nachrichtenverbindungen fähig gewesen, habe dies aber unterlassen, hat ein Image des "Versagers" kreiert (Dokument 3.10).
Nach 1945 kämpfte die Witwe Cläre Fellgiebel gegen diese negative Bewertung über viele Jahre engagiert und durchaus mit Erfolg an. In verschiedenen Veröffentlichungen und auch internen Stellungnahmen wurde der Vorwurf, Fellgiebels "Versagen" habe den Umsturz zum Scheitern gebracht, frühzeitig korrigiert (u.a. Dokument 8.5). Hierbei war es vor allem der sogenannte Arntz-Bericht von 1947, der eine Neubewertung der Person Fellgiebels und seiner Rolle im Widerstand vornahm (Dokument 8.4). Von Prof. Arntz ließ sich Cläre Fellgiebel schließlich auch beraten, als sie sich um eine gerechte Darstellung General Fellgiebels in der Beilage "Die Wahrheit über den 20. Juli 1944" bemühte, die in der Zeitschrift "Das Parlament" (1952) eine große Resonanz erfuhr (Dokumentreihe 8.9).
Von großer Bedeutung für die Revision des Geschichtsbildes ist auch die Stiftung "Hilfswerk 20. Juli", die Cläre Fellgiebels Bemühungen um die Würdigung ihres Mannes in der Geschichte begleitete (bspw. Dokument 8.8).
MP
Schreiben von Dr. Hans Speidel an Cläre Fellgiebel betreffend Darstellung General Fellgiebels in einer Publikation Speidels, 13. August 1946.
Dr. Hans Speidel plant "Aufzeichnungen über die Widerstandskräfte zu verfassen", die auch "eine Würdigung" von General Erich Fellgiebel enthalten.
Broschüre im Gedenken an die Opfer des 20. Juli 1944, 4. Mai 1947
Die Broschüre vom 4.7.1947, noch vor der Gründung der BRD, ehrt die Opfer der "aktiven Widerstands- Bewegung des 20. Juli 1944". Es sind alle Opfer namentlich und in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet.
Die "Stiftung Hilfswerk 20. Juli 1944" wurde von Hinterbliebenen und Überlebenden des deutschen Widerstandes, sowie des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss, zur Betreuung und Unterstützung der Angehörigen der Widerstandsbewegung gegründet. Heute übernimmt die "Stiftung 20. Juli 1944" die "Weitergabe und Interpretation des Vermächtnisses des deutschen Widerstands". Sie arbeitet eng mit der "Gedenkstätte Deutscher Widerstand" zusammen.
Schreiben von Adolf Heusinger an Cläre Fellgiebel über General Fellgiebels Tätigkeiten im Widerstand, 16. Juni 1947
Seit Stalingrad, so Heusinger, setzte sich General Fellgiebel für ein Attentat auf Hitler aktiv ein und warb überall um Mitstreiter.
Der Generalleutnant a.D. Adolf Heusinger wusste von der Verschwörung, die sich um Stauffenberg versammelte, nahm allerdings nicht daran teil.
Siehe Arntz-Bericht
Schreiben Prof. Dr. Helmut Arntz an Cläre Fellgiebel betreffend angeblich unterlassene "Vernichtung" der Nachrichtenvermittlung durch General Erich Fellgiebel, 30. Juli 1947
In der Zeitschrift "Die Welt", so Arntz, habe sich "ein ganz böser Mann" mit der Behauptung "ausgetobt", ohne das "Versagen" General Fellgiebels wäre der 20. Juli 1944 erfolgreich gewesen. Es sei allerdings festzustellen, dass eine Sprengung niemals beabsichtigt gewesesen sei.
Anlage: "Arntz-Bericht"
Der Bericht skizziert die überragende Wichtigkeit des General Fellgiebel im Aufbau des Nachrichtennetzes und die große Bedeutung dieses Netzes für die Verschwörer um Stauffenberg. Prof. Dr. Arntz beschreibt Generalleutnant Fritz Thiele, Chef des Stabes beim Chef der Wehrmachtnachrichtenverbindungen, als Verräter, der durch sein "doppeltes Spiel" den Umsturzversuch zum Scheitern brachte.
Bericht Thieles siehe Dokument 2.13.
Weiteres über den Charakter Fellgiebels im Bericht von Fritz Rasch.
Zeitungsartikel "Erich Fellgiebel" von Wolfgang Müller in "Das Deutschland der andern" betreffend Ereignisse um 20. Juli 1944, 16. August 1947.
Müller beschreibt die Vorgänge vom 20. Juli 1944 in Bezug auf Erich Fellgiebel, sowie die Schwierigkeiten und Wirren, denen sich der General bei dem Versuch, den Nachrichtenfluss zu kontrollieren, stellen musste und kommt zu dem Urteil, dass General Fellgiebel keine Schuld an dem Scheitern des Widerstandsversuches am 20. Juli 1944 trägt.
Auszüge aus "Gegen eine neue Dolchstoßlüge - Ein Erlebnisbericht zum 20. Juli 1944" von Wolfgang Müller, Verlag "Das Andere Deutschland" 1947
Diese Schrift beleuchtet die Hintergründe und Geschehnisse des 20. Juli 1944. Im Vorwort begründet Wolgang Müller, wie richtig und notwendig es ist, über den Putschversuch vom 20. Juli 1944 aufzuklären.
Bericht von Fritz Rasch über den Charakter und die Person von General Erich Fellgiebel
Fritz Rasch beleuchtet die charakterlichen Eigenschaften von General Erich Fellgiebel. Die insgesamt sehr positive Darstellung gliedert sich in vier Teile:
- "Geistige Veranlagung"
- "Praktische Fähigkeiten"
- "Charakterliche Veranlagung"
- Die Rolle General Fellgiebels vor und am 20. Juli 1944 ("Was hat Fellgiebel zur Teilnahme am Attentat vom 20.7.44 veranlasst?")
Auf besondere Weise geht der Autor auf die Gründe für Fellgiebels Abwekehr von Adolf Hitler ein und sieht hier vor allem die aus Sicht Fellgiebels "sichere Niederlage" Deutschlands im Krieg als ausschlaggebend an.
Schreiben der Stiftung "Hilfswerk 20. Juli" an Cläre Fellgiebels betreffend Herausgabe von Materialien an Prof. Zeller sowie Auskunft über Herrn Bartz, 4. Juni 1952
Das Schreiben der Stiftung "Hilfswerk 20. Juli 1944" versichert der Witwe General Fellgiebels die Seriosität Prof. Zellers und warnt vor einer Materialausgabe an Herrn Bartz. Dieser habe in einem Gespräch mit Professor Alexander von Stauffenberg darauf hingewiesen, dass bei allen Problemen der Materialbeschaffung die Gestapo sehr auskunftsbereit sei.
Korrespendenz zwischen Bundeszentrale für Heimatdienst und Cläre Fellgiebel betreffend "Die Wahrheit über den 20. Juli 1944" in Zeitschrift "Das Parlament", September bis Dezember 1952
Die Zeitschrift "Das Parlament" wurde herausgegeben von der Bundeszentrale für Heimatdienst (die spätere Bundeszentrale für politische Bildung) deren Leiter Dr. Paul Franken war.
Dr. Franken informiert Cläre Fellgiebel über Neuauflage der Sondernummer "Die Wahrheit über den 20. Juli 1944" und deren Überarbeitung, 15. September 1952
Anlage 1: "Ich möchte nicht, dass mein Mann als "Versager" in die Geschichte eingeht." Cläre Fellgiebel wünscht eine Änderung des Textes, da nie eine Sprengung der Nachrichtenvermittlung geplant gewesen sei, 22. September 1952
Anlage 2: Prof. Dr. Arntz hofft, dass ihre gemeinsamen Änderungswünsche Berücksichtigung finden, 19. September 1952
Anlage 3: Änderungswünschen wird stattgegeben, 25. September 1952
Schreiben der Bundeszentrale für Heimatdienst an Cläre Fellgiebel betreffend Textänderungen in "Die Wahrheit über den 20. Juli 1944" der Zeitschrift "Das Parlament", 2. Dezember 1952
Fellgiebel wird fortan als einer "der hervorragendsten geistigen Köpfe der Widerstandsbewegung" charakterisiert; "Eine Sprengung der modernen, vielgegliederten Nachrichtenanlagen [ist] weder möglich noch geplant" gewesen, 2. Dezember 1952
Schreiben Prof. Dr. Arntz an Cläre Fellgiebel betreffend der überarbeiteten Textversion von "Die Wahrheit über den 20. Juli 1944" in Zeitschrift "Das Parlament", 10. Dezember 1952
Die Neufassung sei richtig und unmissverständlich, so Prof. Arntz.
Brief von Hans Juppe an Cläre Fellgiebel betreffend General Fellgiebel, 4. Mai 1955
Hans Juppe, Generalleutnant a.D., beteiligte sich an Dr. Wildhagens Fellgiebel Biografie.
Schreiben von H. von Witzleben an Cläre Fellgiebel bezüglich der Genehmigung für die filmische Darstellung General Fellgiebels, 12. Mai 1955.
Im Zusammenhang mit dem Film "Es geschah am 20. Juli" werden von allen Angehörigen der Opfer des 20. Juli 1944 die Genehmigungen für die Darstellung dieser erbeten.
Schreiben von Wilhelm Bratspis an Cläre Fellgiebel betreffend im Mai 1945 gefundenen Koffer General Fellgiebels, 06. Dezember 1955.
Wilhelm Bratspies schreibt die Witwe Cläre Fellgiebel bezüglich eines Koffers an, den er bei Aufräumarbeiten 1945 gefunden hat. Den Inhalt dieses Koffers, 3 Bücher, leere Briefumschläge und einen Feldpostbrief weist er General Erich Fellgiebel zu und übersendet den Inhalt dessen Witwe. Bratspies geht davon aus, dass der Koffer durch die Gestapo beschlagnahmt wurde.
Schreiben von Dr. Karl Bartz an Cläre Fellgiebel betreffend Publikation zum 20. Juli 1944, 12. November 1955
So seien viele Schilderungen der geläufigen Literatur bezüglich des 20. Juli 1944 nicht richtig. Dr. Bartz hat zum Zwecke der Abwehr dieser Behauptungen das Buch "Die Tragödie der deutschen Abwehr" im Pilgram-Verlag veröffentlicht. General Fellgiebel habe, entgegen der Vorwürfe, sein Möglichstes getan.
Notiz von Walther- Peer Fellgiebel betreffend Revision von Hagens Buch über General Fellgiebel, 11. Juni 1970.
Felgiebel erinnert an das Buch von Hans W. Hagen, "Zwischen Eid und Befehl" über General Erich Fellgiebel, in dem dieser behauptet, General Erich Fellgiebel habe nach dem misslungenen Attentat überschwenglich an einer Gratulationscour zu Hitler teilgenommen. Durch Aussagen der Augenzeugen Ludolf Sander (siehe Dokument 14.1) und Ernst von Freyend will W.-P. Fellgiebel diese Darstelung revidieren.
Antwortschreiben von Ludolf Sander an den Türmer-Verlag betreffend Teilnahme General Fellgiebels an der Gratulationscour bei Hitler, 8. Juni 1970
General Fellgiebel habe nicht, so Sander, an der Gratulationscour teilgenommen, da er noch vor der Rundfunksansprache Hitlers am selben Tage mehrere Male vernommen und schließlich festgenommen wurde.

Der Ausstellunsgraum 9 beschäftigt sich mit dem Wandel des Geschichtsbildes und knüpft damit an Revision des Geschichtsbildes (Ausstellungsraum 8) an:
Nachdem von der frühen Nachkriegszeit bis zum Ende der 1950er Jahre vor allem Erich Fellgiebels Witwe Cläre energisch dazu beitrug, das von NS-Interpretationen gefertigte Geschichtsbild zu General Fellgiebel zu revidieren und eine gerechtere Darstellung zu erwirken, setzte sich in den 1960er Jahren allmählich eine neue Auffassung über General Erich Fellgiebel und seine Rolle im Widerstand gegen Adolf Hitler durch.
Während Manvell/Fraenkel noch widersprüchliche Darstellungen zur Rolle Fellgiebels im Zuge des Attentats auf Hitler am 20. Julin1944 diskutierten (Dokument 9.2), ist durch die Arbeiten von Peter Hoffmann, der in seinen detaillierten Darstellungen zum 20. Juli auch die Rolle und Person Fellgiebels analysiert hat (z.B. Dokument 9.3), und Karl Heinz Wildhagen (Dokument 9.6) ein revidieretes Geschichtsbild zu Fellgiebel entstanden.
Vor allem die Darstellung Wildhagens ist von Bedeutung, weil er in enger Zusammenarbeit mit den Nachkommen Zugriff auf den Nachlass General Fellgiebels hatte (Dokument 9.4).
Die späteren Würdigungen Fellgiebels, so die Umbenennung einer Kaserne in "General-Fellgiebel-Kaserne" (Titelbild zu Ausstellungsraum 8), eine Gedenktafel zu seinen Ehren (Dokument 9.9) oder der eingerichtete "General Fellgiebel Wettbewerb" (Dokument 9.8) zeugen von einem neu entwickelten Geschichtsbild zu Erich Fellgiebel.
So ist General Fellgiebel auch in der heutigen Zeit im geschichtlichen Bewusstsein geblieben (z. B. Dokument 9.11).
Schreiben von Hans Speidel, Oberbefehlshaber der Verbündeten Landstreitkräfte Europa-Mitte, an Rolf Göhring betreffend Würdigung General Fellgiebels in der Zeitschrift "Impulse", 5. Juli 1960
Dr. Speidel dankt Oberst a.D. Rolf Göhring für die Würdigung "des unvergesslichen Generals Fellgiebel" in der Zeitschrift Impulse.
Anhang "Fellgiebels angeblicher Telefonanruf aus Rastenburg 20. Juli" aus "Der 20. Juli" von Heinrich Fraenkel und Roger Manvell, Verlag Ullstein, 1964
Debatte über die Schuld General Fellgiebels am Scheitern des Putsches mit beträchtlichen Abweichungen der Darstellung.
Schreiben von Walther-Peer Fellgiebel an Dr. Wildhagen betreffend Reaktionen auf das Buch von Peter Hoffmann, 15. September 1969
W.-P. fellgiebel weist auf Reaktionen von Oberst a.D. Sander, General a.D. Praun, Brigadegeneral Burchardt und Schaeder auf Peter Hoffmanns Buch hin. Besonders die Schilderungen des damaligen Generalrichters Manfred Roeder seien von großem Wert, da dieser persönlich von Hitler beauftragt wurde, bei General Fellgiebel Landesverrat nachzuweisen.
Anhang 1: Burchardt stellt fest, dass General Fellgiebel objektiv in besagtem Buche dargestellt und alles damals Menschenmögliche getan wurde.
Heinz Burchardt war bis 1945 Adjutant beim Chef des Heeresnachrichtenwesens im Oberkommando des Heeres.
Auszug aus "Zu dem Attentat im Führerhauptquartier "Wolfsschanze" am 20. Juli 1944" Abschnitt V von Peter Hoffmann in "Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte" 3. Heft, Juli 1964
Hoffmann behandelt die über das Führerhauptquartier verhängte Nachrichtensperre, sowie General Erich Fellgiebels Rolle in dieser Angelegenheit.
Schreiben Dr. Karl Heinz Wildhagen an Susanne Potel betreffend dienstliche Dokumente General Erich Fellgiebels, 17. Februar 1969
Karl Heinz Wildhagen bittet Susanne Potel, ihm dienstliche Dokumente aus dem Nachlass General Erich Fellgiebels für "eine Studie, die die Persönlichkeit und dienstliche Leistung" Fellgiebels ausarbeiten soll.
Anlage 1: Antwortschreiben von Susanne Potel, geb. Fellgiebel, an Dr. Wildhagen betreffend fehlenden Besitz an dienstlichen und privaten Dokumenten zu General Erich Fellgiebel , 23. März 1969.
Susanne Potel berichtet Wildhagen, dass sich weder dienstliche noch private Dokumente General Fellgiebels in ihrem Besitz befänden.
Sie verweist auf den Beitrag Rolf Göhrings in der Zeitschrift "Impulse".
Schreiben von Walther-Peer Fellgiebel an Dr. Wildhagen betreffend General Fellgiebel und seinen Nachfolger General Albert Praun, 10. November 1969
So sei, entgegen der Behauptung Prauns, das Verhältnis zwischen Praun und General Fellgiebel ein schlechtes gewesen, da sie sich charakterlich stark unterschieden.
General a. D. Albert Praun schrieb das Kapitel "Erich Fellgiebel, der Meister operativer Nachrichtenverbindungen" in Karl Heinz Wildhagens Fellgiebel-Biografie.
Biografischer Sammelband zu Erich Fellgiebel, hrg. von Karl Heinz Wildhagen, 1970
1970 veröffentlichte Karl Heinz Wildhagen als Herausgeber einen biografischen Sammelband zu Erich Fellgiebel mit dem Schwerpunkt auf seiner Tätigkeit in der Nachrichten-Truppe. Nach Angaben Wildhagens stelle sich sein Buch in bewusste Tradition zu "Geschichte der Nachrichten-Truppe 1899-1924" von Fritz Thiele.
Der Sammelband enthält zahlreiche Beiträge ehemaliger Kameraden und Weggefährten Erich Fellgiebels: Albert Praun, Karl- Albert Mügge, Hans Juppe, Ferdinand Brinkmann, Wilhelm Arnold, Franz Westhoven, Willy Bodemann, Kurt Hassel und Eva Hahn.
Wildhagens Publikation ist die bislang ausführlichste Bearbeitung der Geschichte Fellgiebels und seiner Rolle innerhalb der Nachichten-Truppe. Gleichwohl war die Veröffentlichung von Wildhagens Arbeiten keinesfalls sicher, ergaben sich doch finanzielle Schwierigkeiten durch die Publikation im Selbstverlag (siehe Dokument 9.7).
Auszüge aus dem Klappentext:
"[...] Das besondere Anliegen der Autoren war es, die Vorbildlichkeit der Person Fellgiebels in ihrer historischen Bedeutung für das Bild des Offiziers in der heutigen Gesellschaft in einer Weise darzustellen, die auch den kritischen Maßstäben einer "skeptischen Generation" standhält. Bei der Fülle seiner Ämter kann Fellgiebel durch die geniale Delegation von Verantwortungsbereichen auch für das heutige Management richtungsweisend sein.
[...] Das außerordentliche politische Engagement Fellgiebels an der Seite des damaligen Generalstabschefs, Generaloberst Halder, und sein Ringen gegen den militärischen Dilettantsimus Hitlers sind demgegenüber nur erklärbar, weil er auf untrüglichem, auf philosophischem Grunde fußte. [...] mit der Darstellung seines Werkes und der Tätigkeit seiner Mitarbeiter wird der Nachrichtentruppe des deutschen Heeres endlich das Denkmal gesetzt, das sie verdient hat."
Schreiben der Stiftung "Hilfswerk 20. Juli" an Walther-Peer Fellgiebel betreffend Unkostenbeitrag für Materialsammlung über General Fellgiebel, 6. September 1971
Der Vorstand der Stiftung "Hilfswerk 20. Juli" teilt Fellgiebel mit, dass der Familie Fellgiebel aufgrund der Bemühungen um die Materialerschließung zu General Erich Fellgiebel ein Betrag von 2000 DM zur Verfügung gestellt worden sei. Fellgiebel wird berechtigt, diesen Betrag an Herrn Dr. Wildhagen weiterzuleiten.
Schreiben von Walther- Peer Fellgiebel an Susanne Potel und Truda Schering betreffend General Fellgiebel Wettbewerb, 16. Februar 1979.
Hommer teilt Fellgiebel mit, dass zu Ehren General Erich Fellgiebels ein "General Fellgiebel Wettbewerb" für die Fernmeldetruppe eingerichtet werden soll und erbittet Unterstützung.
Zeitungsbericht der SZ über Enthüllung einer Tafel zu Ehren General Erich Fellgiebels, 7. Juli 1989.
Zum 20- jährigen Jubiläum der General-Erich-Fellgiebel Kaserne wurde ein Gedenkstein zu Ehren Fellgiebels enthüllt.
Gedicht "fellgiebel oder die nachricht" aus "mpd oder mein politisches deutschland" von Gert Mac Keldey über General Erich Fellgiebel, Mnemosyne Verlag, 2004
"fliegen umschwärmen die birken
vom nahen sumpf
und ärgern das manifeste symbol
des lebenden todes
eines georgischen schülers
zur tat
des ver-
letzten meisters
als sei schon august
ist der tag
die bombe zerreißt dem symbol
seine hose
und der general sieht den mann
mit dem hund
allein
wo die frage entsteht
einer nachricht
denn die nachricht ist sein leben
und sein tod
es ist etwas furchtbares geschehn
der führer lebt
als fielen die fliegen
vom himmel
zu spät
aber die protokolle
melden
die haltung
beeilen sie sich
herr präsident
sonst hängen sie
vor uns
ist es wichtig
ob es die fliegen des sumpfes
noch gibt
bei den älter gewordenen
birken
und ob auch ein wolf sei"
Sternartikel zum 20. Juli 1944 Teil 2 "Hitlers Rache" vom 8. Juli 2004
Der Artikel beschreibt das Geschehen nach Scheitern des Attentats auf Hitler und dessen Vergeltungsakte.
Berichterstattung in der Oberhessischen Presse zum 60. Jahrestag des 20. Juli 1944, 20. Juli 2004
Der Artikel "Marburgerin berichtet über den Widerstand" auf der Titelseite der Oberhessischen Presse vom 20. Juli 2004 berichtet von der Rolle General Erich Fellgiebels als Beteiligter des Widerstandes am 20. Juli 1944. Außerdem verweist er auf ein Treffen zwischen Schülern des Gymnasium Philippinum in Marburg und Susanne Potel, der Tochter des Generals.
Der Artikel "Zwischen Mythos und Diffamierung" von Esteban Engel gibt Auskunft über den Widerstand vom 20. Juli 1944 und berichtet über die Beurteilung der Verschwörer in der Öffentlichkeit.
Das Portät zu Erich Fellgiebel erläutert verschiedene Stationen der Karriere des Generals. Dabei geht er auch auf die Diskussion um die Rolle Fellgiebels für den Widerstand am 20. Juli 2004 ein.
Der Artikel "Auf der Spur der historischen Wahrheit" von Carsten Beckmann geht näher auf die Rolle Erich Fellgiebels für den Widerstand des 20. Juli 1944 ein. Vor allem beschreibt er ein Treffen zwischen Schülern des Gymnasium Philippinum in Marburg mit Susanne Potel, der Tochter des Generals. Diese beantwortet Fragen der Schüler zu ihrem Vater und den mit ihm verbundenen Ereignissen vom 20. Juli 1944.
Frau Susanne Potel
Besuch bei Susane Potel, der letzten noch lebenden Tochter des Generals der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel
Durch einen Bericht im Internet hatte ich in Erfahrung gebracht, dass in Marburg eine Tochter von Erich Fellgiebel lebt. Herr Dr. Reinhard Neebe vom hessischen Staatsarchiv Marburg, der übrigens eine beachtenswerte Ausstellung über General Erich Fellgiebel präsentieren kann, vermittelte den Besuch. Frau Susanne Potel, inzwischen über 80 Jahre alt, empfing uns, d.h. Herrn Dr. Reinhard Neebe, meine Frau Jutta und mich in ihrer Wohnung. Schnell fanden wir Zugang zueinander. Sie, die 1944 20-jährige, im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes in Görlitz eingesetzt, erfuhr von der Zugehörigkeit ihres Vaters zum Widerstand erst, nachedem sie verhaftet wurde.
Neun Wochen saß sie in Einzelhaft ohne Kontakt zu ihren Angehörigen. Besonders tief betroffen macht sie, dass zu Kriegsende ihr gerade 17-jähriger Bruder noch in einer Strafeinheit eingesetzt wurde und gefallen ist. Auch die Nachkriegszeit war nicht sehr einfach. So wurde die Überlebendennicht nur des Widerstandes, sondern auch ihre Familienangehörigen in den ersten Nachkriegsjahren noch als Vaterlandsverräter bezeichnet. Bezeichnend ist, dass schließlich das Bundeskanzleramt 1950 eingeschaltet werden musste, um die Pensionsansprüche ihrer Mutter durchzusetzen. Ein ungeheurer Vorgang, wenn man bedenkt, dass die Witwe des Blutrichters Roland Freisler bis in die 80er Jahre Witwenpension bezog.
Frau Susanne Potel hat nie mit dem Hinweis auf die Person ihre Vaters versucht, Vorteile für sich zu erhalten. So erzählte Herr Dr. Reinhard Neebe, dass er jahrelang mit einer Tochter von Frau Potel das Gymnasium besucht habe, ohne dass ihm seinerzeit die Zugehörigkeit ihres Vaters zum Widerstand bekannt geworden sei.
Frau Potel wohnte ja im Hause ihrer Eltern in Berlin. In Anwesenheit der Familie wurde jedoch nie über den Widerstand gesprochen. General Erich Fellgiebel, wie vielen anderen Widerstandskämpfern, ging es offensichtlich immer darum, ihren Familien im Falle eines Misslingens oder Verratszu schützen. Aus ihrer Kindheit kannte Frau Potel auch noch die Familien des Generalfeldmarschalls von Manstein und des Generalobersten Guderian. In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass sich die Familie Guderian, obwohl nicht am Widerstand beteiligt, auch nach dem Krieg um ihre Mutter gekümmert habe. Besonders interessant war das Fotoalbum mit Bildern von General Erich Fellgiebel und seinen Mitarbeitern, die ich in dieser Form noch nie gesehen habe. Wir verblieben mit Frau Susanne Potel so, dass wir auch zukünftig den Kontakt pflegen und somit Leben, Werk und Sterben ihres Vaters den gebührenden Platz zuweisen wollen.
Georg Schrenk, Frau Susanne Potel, in: F-Flagge, Heft 4-2005 (Koblenz 2005)